Jetzt soll das Land den Radlerbus anschieben

Prüm/Arzfeld/Neuerburg · Rechtzeitig vor der nächsten Fahrradsaison soll die Zukunft des Radlerbusses von Prüm nach St. Vith gesichert werden. Einer der Kernpunkte ist die Einbindung der Verbandsgemeinde Neuerburg, die über den neu asphaltierten Enzradweg nun ebenfalls über eine komfortable Verbindung nach Ostbelgien verfügt.

Prüm/Arzfeld/Neuerburg. Drei Saisons hat der 2009 gestartete Radlerbus zwischen Prüm und St. Vith nun hinter sich - und noch immer hat er mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. In diesem Frühjahr rettete den weiteren Betrieb nur ein Zuschuss von 20 000 Euro, den der Prümer Verbandsgemeinderat gewährte. Denn Busunternehmer Werner André war nicht länger bereit, die Verluste alleine zu schultern (der TV berichtete). Mit der Finanzspritze konnten so auch in diesem Jahr erschöpfte Radler in Prüm, Pronsfeld, Lünebach, Bleialf oder St. Vith eingesammelt und wieder zu ihrem Startpunkt zurückgebracht werden. Nur: Auch 2011 waren es nach dem Eindruck von André zu wenige. "Aufgrund der Wetterlage war es schwierig", sagt der Firmenchef. Die genaue Auswertung ist aber noch nicht fertig, weshalb es auch noch keine exakten Nutzerzahlen gibt. 2010 waren es 450 Gäste an 49 Fahrttagen.
Perspektiven durch Enz-Radweg


Doch trotz der Probleme glauben die beteiligten Touristiker und VG-Chefs aus Prüm, Arzfeld und Neuerburg weiter an das Projekt und wollen es für das kommende Jahr auf breitere Füße stellen. "Wir wollen auf jeden Fall versuchen, das wieder hinzubekommen", sagt Jakob Weinand, der erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde (VG) Prüm. "Aber da bin ich noch am Stricken."
Ziel ist es, im kommenden Jahr auch Neuerburg einzubeziehen. Er arbeite auch schon an einem entsprechenden Fahrplan, sagt André. Ein erstes Gespräch der drei VG-Bürgermeister Aloysius Söhngen (Prüm), Andreas Kruppert (Arzfeld) und Norbert Schneider (Neuerburg) hat bereits stattgefunden. "Das ist auf jeden Fall eine sinnvolle Sache", sagt Schneider. Deshalb habe er auch direkt zugesagt. Denn durch den frisch asphaltierten Enztalradweg gebe es nun eine durchgängige und komfortable Verbindung zwischen Neuerburg und St. Vith, ausschließlich auf Radwegen entlang der Bahntrasse mit nur geringen Steigungen. Das eröffnet Gästen aus Neuerburg neue Chancen. Allerdings ist bei Schneider auch eine gewisse Skepsis zu hören, was die Nutzerzahl des Angebots angeht. Denn man setze auch verstärkt auf E-Bikes, und da sei noch nicht klar, ob diese Elekro-Radler den Radbus überhaupt brauchen. Zumal nicht jeder Radbus die schweren Elekro-Räder transportieren kann.
Knackpunkt ist wie immer das liebe Geld. Wegen ihrer Haushaltslage sind die Verbandsgemeinden Arzfeld und Neuerburg nicht in der Lage, zusätzliche freiwillige Ausgaben zu tätigen - und eine solche wäre ein öffentlicher Zuschuss für den Radbus. Söhngen regt stattdessen an, den Radbus über den Landes-Zweckverband Schienenpersonennahverkehr, kurz SPNV Nord, zu finanzieren.
Ersatz für Schienenverkehr


Der Zweckverband ist für die als Regio-Radler bezeichneten Busse zuständig. Das sind zum einen reguläre Buslinien, die in den Sommermonaten zusätzlich mit einem Anhänger für den Fahrradtransport ausgestattet werden. Zum anderen können Busunternehmen aber auch privat finanzierte Angebote unter dieser Dachmarke anbieten. "Der Radbus könnte dann als Schienenersatzverkehr gelten", sagt Söhngen. Dann könnte er auch von der guten Werbung für die Regio-Radler profitieren. Die drei VG-Chefs haben daher den Landrat Joachim Streit gebeten, sich beim Land dafür einzusetzen.
Aus Sicht des Busunternehmers André ist es entscheidend, dass das Angebot im kommenden Jahr in der Raderlebniskarte des Landes verzeichnet und rechtzeitig gesichert ist, damit es überall vermarktet werden kann und auch noch bekannter wird. "Das ist auf jeden Fall ein sehr, sehr gutes Angebot", sagt Daniele Haas vom Hotel Goldener Stern in Prüm. "Unsere Gäste nehmen das sehr gerne an und fragen auch oft danach." Denn von Prüm bis nach St. Vith und zurück seien es rund 70 Kilometer, "das ist nur was für wirklich trainierte Radler".
Die Möglichkeit, dennoch bis nach Belgien zu fahren und beim Rückweg etwas zu pfuschen, sei da sehr reizvoll. Deshalb wäre es sehr wichtig, dass der Radbus auch in Zukunft fahre.

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