Kräftig wachsen, um zu überleben

Ein umfassendes Konzept und hohe Investitionen sollen die Zukunft des insolventen Eifel-Ferienparks Waxweiler sichern. Im Gespräch sind viele neue Bungalows und ein Ponyhof als Magnet für Familien.

Waxweiler. Ein Dreivierteljahr lang war es nach außen hin ruhig um die Eifel-Ferienpark Waxweiler GmbH. Doch hinter der idyllischen Kulisse ist seit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens im September (der TV berichtete) viel passiert.So trennte sich Insolvenzverwalter und Rechtsanwalt Dr. Thomas B. Schmidt im Dezember von der bisherigen Geschäftsführerin. Claudia Suringh übernahm als Interims-Managerin das operative Geschäft vor Ort. Sie stimmt sich eng mit Rechtsanwalt Philipp Burgard ab, der vom Insolvenzverwalter mit der Verfahrensabwicklung beauftragt ist.Ihre Erkenntnis: Da nur die Hälfte der mehr als 80 meist niederländischen Eigentümer ihre Häuser neben der Eigennutzung über die GmbH vermieten wollen, besteht die einzige Chance des Parks in einer Erweiterung. Den neuen, einheitlichen Vertrag mit der GmbH unterzeichneten bisher die Eigentümer von 63 Häusern. Kernpunkt: Die Vermietung läuft künftig ausschließlich über die Betreibergesellschaft. Eine Verpflichtung, das Haus überhaupt zu vermieten, besteht nur für die Eigentümer künftiger Häuser im Fall einer Park-Erweiterung.Pauschalen summieren sich auf 230 Euro pro Monat

Der Vertragstext war nach Gesprächen mit einer Interessengemeinschaft (IG) der Eigentümer noch bearbeitet worden. "Klare rechtliche Verhältnisse sind die Voraussetzung für den Einstieg einer Investorengruppe", stellt Burgard fest.Wer eine Unterschrift komplett ablehnte, dem klemmte die Parkleitung wie angekündigt Strom und Wasser ab.Etliche sind nicht einverstanden mit der geforderten monatlichen Kostenpauschale von 150 Euro pro Haus für Strom, Wasser/Abwasser, Fernsehen/GEZ, Müll und Versicherungen. Erst nach Jahresende wird abgerechnet, wie viel für jedes Haus tatsächlich angefallen ist. Ab 2008 sollen die jeweiligen Abschlagszahlungen verbrauchsabhängig angepasst werden.Hinzu kommen monatlich 80 Euro Verwaltungskosten, unter anderem für Pflege und Instandhaltung von Gemeinschaftseinrichtungen, Grünanlagen und Straßen, Beleuchtung, Winterdienst, Animation, Schwimmbad-Eintritt. Zur GmbH gehört auch ein Campingplatz mit 95 Stellplätzen.Neuer Beirat mit gewählten Sprechern

Der Insolvenzverwalter plant die Gründung einer neuen Gesellschaft unter der Geschäftsführung von Claudia Suringh. Die Eigentümer bilden einen Beirat mit drei bis fünf gewählten Sprechern. Nach Gesprächen mit mehreren Interessenten sehen Schmidt & Co. gute Chancen für den Einstieg einer Investorengruppe. Dadurch soll im Park ein ambitioniertes Programm möglich werden:Sanierung und Erweiterung von Sanitäranlagen, Verwaltungsgebäude und BistroBau eines Ponyhofs, auf dem jedes Kind während des Urlaubs ein "eigenes" Pony bekommtErweiterung des Parks um bis zu 70 Ferienhäuser für jeweils vier oder acht Personen."Die rechtliche Grundvoraussetzung für eine Erweiterung haben wir schon vor mehr als zehn Jahren auf den Weg gebracht", erinnert Waxweilers Ortsbürgermeister Klaus Juchmes an die Aufstellung des Flächennutzungsplans. Wenn die Grunderwerbsfragen geklärt sind, kann ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet werden.Manche Eigentümer kritisieren, dass der Vertrag sie fünf Jahre binden würde, ohne bei Unterzeichnung den Betreiber zu kennen. Die GmbH lege die Höhe der Mieten und Abschläge fest, für Erlöse gebe es jedoch keine Garantie."Bei Verträgen muss man Kompromisse eingehen. Das haben wir gut hinbekommen", sagt IG-Sprecher Peter Mertens. Zuversichtlich ist auch Johannes van Herpen: "Wir gründen in den Niederlanden einen Verein. Es wäre schön, wenn sich dem möglichst viele Eigentümer anschlössen." Meinung Radikale Gründlichkeit Was hat der Ferienpark Waxweiler allein in den vergangenen sieben Jahren nicht schon alles versucht. Niederländische Lebensfreude, familiärer Charme, Eifeler Lokalkompetenz: Alle Varianten in der wechselnden Parkleitung hörten sich gut an, erwiesen sich aber mehr oder weniger schnell als untauglich im Kampf mit den Strukturen oder sogar als kriminell. Da fällt es zunehmend schwer, noch an ein glückliches Ende der Turbulenzen zu glauben. Auch Insolvenzverwalter Thomas B. Schmidt und die von ihm Beauftragten haben Abgründe gesehen und verbreiten dennoch Optimismus. Sie kehren mit eisernem Besen und machen sich dabei naturgemäß nicht nur Freunde. Jenseits des Kleinkriegs um Verträge und Sanktionen hängt die Zukunft des Parks entscheidend von seiner Attraktivität und Rentabilität ab. Dazu kann jeder Eigentümer beitragen, indem er sein Ferienhaus auf Vordermann bringt und hält. Einen echten Befreiungsschlag in Richtung dauerhaften Erfolg könnte die (noch) geheimnisvolle Investorengruppe bringen. Was von den großen Vorhaben tatsächlich umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Von einer Sanierung und Erweiterung des Parks würden die Waxweiler Geschäftswelt und die Region jedenfalls kräftig profitieren. Wer den Waxweiler Boom in den 80er-Jahren erlebt hat, wird nie aufhören, davon zu träumen. m.hormes@volksfreund.deExtra Ein aufwändig renoviertes Haus im Ferienpark Waxweiler soll künftig als Muster für andere dienen. Isolierung, Anstrich, Wände, Möbel, Beleuchtung, Küche und Badezimmereinrichtung: Insgesamt rund 30 000 Euro investierten Teng und Ria Wijen in ihren Sechs-Personen-Bungalow. Sechs weitere Hausbesitzer folgen schon dem Vorbild. "Es ist wichtig, dass die Häuser in modernem Zustand sind", appelliert Philipp Burgard an die Eigentümer. "Dann lassen sich durch die Vermietung auch Einnahmen erwirtschaften." Teng und Ria Wijen haben ihr Herz vor zehn Jahren an die hügelige Eifel-Landschaft verloren: "In zwei Stunden sind wir von den Niederlanden hier. Das ist ideal für einen Wochenend-Ausflug." (cus)

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