Mama Express und ihre Mission in Afrika

WASCHEID/GONDENBRETT. Ein Herz für Afrika: Die Krankenschwester Irmtraud Welter hält in Afrika Seminare über Marlaria und Aids. Den Menschen dort zu helfen ist ihr ein großes Bedürfnis. Mitte Oktober fliegt sie wieder in ihre zweite Heimat.

In Deutschland heißt sie Irmtraud Welter, in Afrika nennen sie alle "Mama Express". "Das hat damit zu tun, dass ich immer so schnell gehe und auch schnell trommele", sagt Irmtraud Welter und lacht. Afrika ist ihre zweite Heimat. 1991 reiste sie zum ersten Mal dorthin und verlor sofort ihr Herz an den schwarzen Kontinent. Die Wascheiderin ist seit 26 Jahren Krankenschwester. Sie arbeitet und lebt sechs Monate im Jahr in Zürich. Das andere halbe Jahr verbringt sie bei ihrem Vater in Wascheid und bei ihren fünf "Adoptiv-Kindern" in Afrika. Am Uni-Spital in Zürich genießt sie die Anonymität eines Großbetriebs, der ihr ermöglicht, nach Feierabend auch abzuschalten. Mit 29 Jahren wurde es ihr in Deutschland zu eng. Ihre erste große Reise ging nach Südamerika. Dann entdeckte sie "Afro-dance". Über ihr außergewöhnliches Hobby begann sie, sich für andere Kulturen zu interessieren. 1991 flog sie zum ersten Mal mit ihrer Freundin nach Afrika. "Ich stieg aus dem Flugzeug aus und hatte das Gefühl, ich komme nach Hause", beschreibt sie ihr Gefühl, das sie damals spontan befiel. "Es gibt ein Sprichwort: Wer einmal von einem Landstrich Afrikas gebissen worden ist, trägt eine Wunde in sich, die nie mehr heilt", zitiert sie. Irmtraud Welters Wunde heilte bis heute nicht. Zunächst waren ihre Reisen touristischer Natur. Doch es missfiel ihr, dass sie sich teure Reisen leisten konnte, während die Menschen in Afrika nicht genug Geld hatten, um zu überleben. Sie bot dem Orden "Die kleinen Schwestern von Jesus" ihre Dienste an und arbeitete im Oktober 2001 in einem kleinen Spital im Massai-Hochland, 60 Kilometer von Nairobi entfernt. Statt Lohn zu bekommen, brachte sie Spenden aus Deutschland mit. Als sie hautnah erlebte, dass eine Mutter von fünf Kindern bei einem Zugunglück verbrannte, nahm sie sich der Waisen an. Sie nennt sie ihre "Adoptiv-Kinder". Der Älteste erteilte ihr Sprachunterricht in Kisuaheli. Für eines der Kinder haben die "Kalimba Singers" aus Prüm die Patenschaft übernommen. Darüber ist Irmtraud Welter heilfroh: "Alleine fünf Kinder durchzubringen ist doch etwas viel." Die 56-jährige Krankenschwester fährt bald wieder nach Afrika. Seit 2003 hält sie Seminare für Anamed (siehe Hintergrund) über natürliche Medizin in den Tropen, Schwerpunkt Malaria. "Alle 30 Sekunden stirbt in Afrika ein Kind an Malaria", sagt sie. Dabei gebe es eine Heilpflanze, "Artemisia annua" - chinesicher Beifuß, deren Samen gegen Malaria helfen, sagt sie. Ihre Aufgabe sei, traditionelles Wissen über Naturmedizin, das verloren gegangen ist, wieder erfahrbar zu machen. "70 Prozent der Bevölkerung hat keinen Zugang zur westlichen Medizin", weiß sie. Und wenn, dann würden sich die Menschen zum Teil überschulden, nur um ein paar Vitamintabletten zu kaufen, oder drei Antibiotikapillen, was aus ihrer Sicht überhaupt keinen Nutzen hat. Sie selbst verlasse sich bei ihren Reisen auch auf Naturmedizin. Sie trinke einen Aufguss des chinesischen Beifußes, der das Immunsystem stärke, und sei noch nie krank gewesen in Afrika. Und wie sieht es mit ihrer Zukunft aus? Schließlich hat sie keine Festanstellung und arbeitet nur zeitweise in der Schweiz. "Das ist europäisches Sicherheitsdenken. Afrika ist mir wichtiger. Wenn ich nicht gegangen wäre, hätte ich mir das nie verziehen." Neben Malaria sind Aids und Epilepsie die Themen, denen sie sich verstärkt widmen wird. Außerdem unterstützt sie mit Hilfe vieler Spender aus der Eifel ein Waisenhaus am Viktoriasee und die Missionsstation von Vater Barabara im Massai-Hochland.

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