Sie müssen sich nur einig sein

Die Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz, verantwortlich für Konversion und Stadtentwicklung, hat ein Konzept für die mögliche Zukunft des Jünkerather Bahnhofsgebäudes und der benachbarten Brachflächen vorgelegt.

 Freie Fahrt für gute Ideen: Am Bahnhof Jünkerath könnte sich bald etwas tun. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Freie Fahrt für gute Ideen: Am Bahnhof Jünkerath könnte sich bald etwas tun. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Jünkerath. Viel Publikum und großer Zuspruch im Bahnhof: Was die Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz (eine gemeinsame Einrichtung des Innenministeriums und der Universität Kaiserslautern) und die beteiligten Planungsbüros als vorläufiges Konzept darlegten, quittierten die rund 40 Bürger und Kommunalvertreter mit zustimmendem Applaus. Und Astrid Schmitt (SPD), Landtagsabgeordnete und Gastgeberin der Runde, bescheinigte den Experten ein Jahr nach dem ersten Ortstermin eine zeitliche und inhaltliche "Punktlandung".

Als "Visitenkarte" nicht zu gebrauchen

Jünkerath und sein Bahnhof: Das Gebäude wird nicht mehr genutzt, die Anlagen sind veraltet, die düstere Unterführung lässt selbst die Tapfersten zurückschrecken - kurz: "Wenn nichts passiert, dann ist das fürchterlich", sagte Landrat Heinz Onnertz. Bald werde dort niemand mehr aussteigen wollen, denn: "Da stinkt's, da ist Unkraut, da sieht's zum Kotzen aus."

Weitere Argumente lieferte Stephan Pauly vom Zweckverband Schienen-Personennahverkehr Nord: Seit seinem ersten Besuch vor elf Jahren habe sich nichts getan als "Visitenkarte" der Gemeinde und der Tourismus-Region sei der Bahnhof nicht zu gebrauchen. Also: endlich anpacken - und auf Fördergeld hoffen. "Denn wenn Sie dabei auf die Bahn warten, dann warten Sie bis zum Sankt-N Nimmerleinstag."

Was jedoch in Jünkerath passiert, "das muss zusammenpassen", forderte Ortsbürgermeister Rainer Helfen. "Für uns zählt nur das Gesamtkonzept, nicht der Einzelbaustein." Das Gute: Als eine von sechs Gemeinden im Land profitiert Jünkerath derzeit von einem Pilotprojekt zur Umnutzung ausrangierter Bahnhöfe und -Flächen (der TV berichtete) und kann sich von der Entwicklungsagentur helfen lassen.

Ansatz mit vier Puzzleteilen

Das Problem: Die Gemeinde habe kein Geld, die Preise, die die Bahn für ihre Immobilien verlangt, "sind viel zu hoch - und die Frage der Verwertung kompliziert", sagte Jürgen Hiller, Leiter der Kommunalabteilung im Innenministerium und zugleich Direktor der Agentur. Was dennoch am Bahnhof und drumherum möglich wäre, zeigte Andreas Dittmer vom Kasseler Planungsbüro ANP. Voraussetzung: Ein umfassender Ansatz, der vier "Puzzleteile" zusammenbringe - die Modernisierung der Station, die Sanierung und neue Nutzung des Hauptgebäudes, die Revitalisierung der Bahnhofstraße und die Entwicklung der Brachflächen. Für Letztere stehe man bereits im Gespräch mit möglichen Investoren.

Dittmer präsentierte dabei auch schon Pläne für das Gebäude: Möglich wären ein (Gemeinde-)Saal mit Sanitärtrakt, daneben ein Bistro, ein Kiosk und ein Tourismusbüro, ein Backwarengeschäft und im Bahnschuppen die Unterbringung von Fahrrädern. Schätzkosten für Sanierung, Umbauten und weitere Arbeiten: rund sechs Millionen Euro. "Aber es muss völlig klar sein, dass nicht die Gemeinde allein das stemmt." Muss sie auch nicht, sondern nur und 25 bis 30 Prozent davon, schätzt Stephan Pauly. Gerd Schäfer vom Wirtschaftsministerium signalisierte eine mögliche Förderung. Und auf Helfens Appell, die Gemeinde nicht auf den Planungskosten sitzen zu lassen, hatte Jürgen Hiller eine erfreuliche Antwort: "Wenn das Wirtschaftsministerium einsteigt, dann übernehmen wir auf unserer Schiene anteilig die Planungskosten."

"Rote Karte" ist nicht zu erwarten

Das freute auch den Landrat: Er könne sich angesichts dieser Nachrichten kaum vorstellen, dass die Kreisverwaltung bei der Finanzierung "die rote Karte hebt", sagte Onnertz. Aber: "Versuchen Sie zu erreichen, dass ganz Jünkerath hinter einer Idee steht. Das Schlimmste wäre, wenn es zwei Richtungen gibt."

Die Gemeinde ist am Zug - und muss nun darüber Einigung erzielen, was genau am Bahnhof gewollt ist: "Das, was auf dem Tisch liegt, ist ein Angebot", sagte Hiller. "Ich spiele Ihnen den Ball zu - Sie müssen zu einer Entscheidung kommen."

Und die soll nicht lange auf sich warten lassen: Helfen will den Gemeinderat noch in den Sommerferien zur Sitzung einladen. Fazit von Astrid Schmitt: "Ich glaube, wir haben das Ganze rund gemacht."

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