"Siegfried-Linie" als Wanderweg

KALL. Die Eifel lag seit der Römerzeit nicht am "Rande der Geschichte", sondern mittendrin. Davon zeugen die früheren Heerstraßen (Römerstraßen) von Köln nach Trier und Reims.

Im vergangenen Jahrhundert zogen die braunen Machthaber ein Bauwerk durch die Eifel, das noch heute Zeugnis von Krieg und Elend gibt: den Westwall, auch "Siegfried-Linie" genannt. Doch mit der Versöhnung über Grenzen hinweg erlangt die frühere Verteidigungslinie, die sich teils als doppelter Wall aus Beton und Eisen über die Eifeler Höhen hinzog und noch hinzieht, andere Bedeutungen: als "Weg der Erinnerung" und Mahnung für die Menschen, als Biotop und Rückzugsgebiet von hohem Wert für Tiere und Pflanzen. Der deutsch-belgische Naturpark Hohes Venn/Eifel richtete einen ersten Teil der Siegfried-Linie im Gebiet "Schwarzer Mann" (zwischen Losheim und Prüm) als Wanderweg ein, der sich hoher Beliebtheit erfreut. Den "Westwall-Wanderweg" erreicht man am besten über die B 265. Zum Einstieg auf die etwa 6,5 Kilometer lange Wanderstrecke eignet sich das Blockhaus "Schwarzer Mann". Zehn Bunker auf 3,5 Kilometern

Auf dem "Bunkerweg" reihen sich auf etwa 3,5 Kilometern auf der ehemaligen Verteidigungslinie zehn Bunker unterschiedlicher Bauweise und Nutzungsart aneinander, die inzwischen zum großen Teil gesprengt wurden und nur noch Ruinen sind. Im Bereich der Schneifel errichteten die Nazis von 1938 bis 1940 rund 170 Bunkeranlagen und 35 Kilometer Höckerlinie. Eifelverein, Naturpark und andere Naturschutzorganisationen sowie die Denkmalpflege wehren sich vehement gegen eine weitere Zerstörung der Anlagen, um sie als Kulturdenkmäler zu erhalten. In Rheinland-Pfalz sollen die verbliebenen Anlagen als Strecken- oder Flächendenkmäler ausgewiesen werden. Eine besondere Bedeutung kommt den Bunkeranlagen aus der Sicht des Naturschutzes zu. Zahlreiche Pflanzen und Tiere haben dort eine neue Heimat gefunden. Bei 101 untersuchten Anlagen waren 48 vom Dachs und elf von der seltenen und scheuen Wildkatze bewohnt. Fledermäuse, Molche und viele Kleinsäuger bevölkern heute die Bauten. Kalk liebende Flechten und Moose haben von Betonflächen Besitz ergriffen, darunter das seltene Schleichers Zwischenzahnmoos, das nur in Bunkeranlagen vorkommt. Eine Besonderheit stellt in der Tat der Bunker S 13 dar. Das Bauwerk ist bis zum Rand mit Wasser gefüllt und bietet somit einen idealen Lebensraum vor allem für Lurche, Frösche und viele Wasserinsekten. Als Fazit bleibt: Die etwa dreistündige Wanderung lässt die Erinnerung an eine der dunkelsten Perioden der deutschen Geschichte wieder aufleben. Die Natur hat die Wunden des Krieges unterdessen weitgehend verkraftet, und neues Leben erfüllt gleichzeitig die Bunkeranlagen. Auf die interessanten Führungen des Naturparks lohnt es sich ob der Fülle der Informationen zurückzugreifen. Detailliertes Informationsmaterial kann jederzeit angefordert werden unter der Telefonnummer 06551 985755.

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