Stimmen für ihre Bürgerbefragung in Jünkerath - Mit dem Landrat über die Dörfer

Jünkerath · Heinz-Peter Thiel und seine Mitstreiter haben in Jünkerath um Stimmen für ihre Bürgerbefragung geworben, mit der sie die Fusion der Oberen Kyll mit Prüm verhindern wollen. Aus den Gemeinden kam aber auch Gegenwind.

Jünkerath "Wir haben doch schon abgestimmt" - für diesen Bürger von der Oberen Kyll scheint die kreisweite Befragung nicht allzu sinnvoll. Er äußert den Satz im Gespräch mit Heinz-Peter Thiel, dem parteilosen Landrat des Vulkaneifelkreises - und bezieht sich offenbar auf die Entscheide und Beschlüsse, die in den Ortsgemeinden und im Verbandsgemeinderat längst gefallen sind - und zwar pro Prüm.

Jünkerath, Samstagmittag, strömender Regen, kalt und windig ist es obendrein: Thiel und seine Mitstreiter haben sich mit ihrem Stand unterm Vordach des Edekamarkts im Gewerbegebiet aufgebaut. "Wir holen Ihre Stimmen ab" lautet das Motto. Hintergrund ist die Bürgerbefragung, bei der Thiel und die Vertreter der Kreisgremien Stimmen gegen die Fusion zwischen elf Ortsgemeinden der Oberen Kyll und der Verbandsgemeinde (VG) Prüm sammeln wollen (der TV berichtete). Mit dabei sind unter anderem die drei Kreisbeigeordneten Alois Manstein (CDU), Dieter Demoulin (SPD) und Christoph Bröhl (FWG), Gordon Schnieder, CDU-Land- und Kreistagsabgeordneter, ebenso wie die Kreistagsmitglieder Ulrike Erb-May (SPD) und Karin Pinn (FWG).

Wobei die Jünkeratherin Ulrike Erb-May keineswegs die Befragung gutheißt: "Ich mach da nicht mit. Weil ich nicht im Nachhinein der Befragung noch ein Gütesiegel aufdrücken will. Die hätte viel früher kommen sollen."
Etliche andere Gegner der Befragung sind dabei - eine so harmonische Veranstaltung wie morgens in Gerolstein wird es nicht: Er habe schon mal ein paar Stinkbomben besorgt, sagt Kerschenbachs Ortsbürgermeister Walter Schneider - ein Witz natürlich. Aber er zeigt, dass gerade in den Gemeinden, die für den Zusammenschluss mit Prüm sind, die Stimmung nicht gerade freundlich ist für die Organisatoren der Befragung: "Es wurde ja schon gesagt, dass wir uns nicht trauen, an die Obere Kyll zu gehen", sagt Dieter Demoulin. "Dem ist nicht so."
"Die Leute wissen nicht, worum es bei der Befragung geht", kritsiert Edi Schell, Ortsbürgermeister von Esch. "Die Fragestellung ist nicht verständlich." Denn viele stünden unter dem Eindruck, die Obere Kyll werde den Kreis verlassen - aber die Fusion sei ja eben grenzüberschreitend, bis in der zweiten Reformstufe auch die Kreise in den Blick genommen werden sollen.

Bernhard Blameuser kümmert das kaum. Der Ormonter (wo der Bürgerentscheid ein deutliches "Ja" zur Fusion mit Prüm brachte) traut dem Fusionsvorhaben nicht: "Wir sind auf der Landrat-Seite. Wir wollen nicht wechseln." Ehefrau Karin nickt. Einer der Gründe: Die finanziellen Fragen seien nicht ausschöpfend erläutert worden. "Die halten was zurück." Deshalb habe ihn auch das Eckpunktepapier, das Prüm und die Obere Kyll verfasst haben und in dem die finanziellen Regelungen dargelegt wurden, nicht überzeugt.

Ganz anders Thorsten Lukaszczyk aus Esch: Er hat auf dem Befragungsbogen für die Fusion mit Prüm gestimmt. Einerseits "aus finanziellen Gründen", sagt er. "Der größte Vorteil ist für mich aber, dass die Anlaufstelle in Jünkerath erhalten bleiben soll." Eine Regelung, die vor allem auch für ältere Bürger hilfreich sei.
Viele verstehen nicht, warum der Kreis jetzt noch mit der Befragung um die Ecke kommt, Reuths Ortsbürgermeister Ewald Hansen hat sie als reine "Verzögerungstaktik" kritisiert. Bei denen, die für die Fusion mit Prüm gestimmt haben, "kann sie nur noch als Störfeuer gesehen werden", sagt Edi Schell. Und eine Frau wirft ein, die Bürger fühlten sich dadurch regelrecht veräppelt.

Christoph Bröhl aber sagt, man wolle damit verhindern, "dass der Kreis plattgemacht wird", bevor es in die zweite Reformstufe gehe, denn dann habe die Vulkaneifel "keine Stimme mehr".
Der Landrat wirft noch einmal sein anderes Argument in die Waagschale: Es "mag vernünftig sein", sagt Heinz-Peter Thiel, was an der Oberen Kyll geplant sei. "Da bin ich auch nicht dagegen. Es ist aber nicht verfassungsgemäß." Zudem fürchtet er, dass die Fusion mir Prüm "eine Lawine" lostreten könnte: "Dann wird Kelberg an Ulmen angebunden, und uns fliegt der Kreis auseinander."Meinung

So geht's auch
Es bleibt dabei: Die Bürgerbefragung zur Kommunalreform ist manipulativ formuliert - wer dabei mit "Nein” stimmt, muss sich wie ein Totengräber des Kreises fühlen, zumal er mit seinem Namen unterschreiben muss. Aber, immerhin: Am Samstag in Jünkerath wurde lange, offen und nicht feindselig diskutiert. Gutes Zeichen nach all dem Hader. f.linden@volksfreund.deDIE NäCHSTEN TERMINE

Extra

(sts) Heinz-Peter Thiel und die Kreis-Beigeordneten stehen am Samstag, 11. Februar, von 9 bis 10.30 Uhr in Kelberg (Parkplatz Edeka, Bonner Straße) und von 11 bis 13 Uhr in Gillenfeld (Parkplatz Edeka, Am Markt); am Donnerstag, 16. Februar, von 9 bis 11 Uhr auf dem Markt in Hillesheim sowie am Samstag, 18. Februar, von 9 bis 11 Uhr in Daun (Parkplatz Edeka, Trierer Straße).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort