"Frische, gute Milch zu verschenken", war jüngst an einem Bauernhof zu lesen. Gleichzeitig wurde auf vielen Betrieben die Milch verfüttert oder weggeschüttet. Milch ist ein wertvolles Lebensmittel, das mit äußerster Sorgfalt und großen Hygieneauflagen gewonnen wird.Es ist ein Armutszeugnis für unser reiches Land, dass es Politik, Wirtschaft, Handel und Molkereien nicht gelingt, einen dem Wert der Milch entsprechenden Preis zu garantieren. Entgegen der Entscheidung der EU, die Quote jährlich um zwei Prozent zu erhöhen, brauchen die Milchbauern eine verlässliche Mengenregulierung. Dass die Discounter ein Lebensmittel, das von der Natur der Sache zum sofortigen Verzehr oder zur Verarbeitung da ist, als Dumpingmittel brauchen, ist aus ethischen Gesichtspunkten für die Katholische Landvolkbewegung unerträglich.Trotz allem Verständnis für die Protestaktionen der Milchbauern dürfen keine unterschiedliche Bewertungen übrig bleiben gegenüber den Weiterlieferern und denen, die weggeschüttet haben. Aus purer Verzweiflung, um endlich einen gerechten Preis zu erzielen, beteiligen sich die einen. Die anderen können aus finanziellem Druck nicht auf das Milchgeld von Tagen oder Wochen verzichten. Uns allen als Konsumenten kommt auch eine große Verantwortung zu. In Deutschland werden 80 Millionen Menschen von nur noch rund 280 000 Betrieben ausreichend und gut mit hochwertigen Lebensmitteln versorgt. Darum sollten wir bereit sein, das entsprechend zu honorieren. Ernährungssouveränität für alle Länder der Erde muss angestrebt werden. Jetzt sind wir dran, unsere Milchbauern nicht gegen die Wand fahren zu lassen. Unser Vorschlag: Getreu dem Schild "Milch zu verschenken" könnte es Milchabende auf dem Bauernhof für Nachbarn und Interessierte mit ernsthafter Diskussion und ausführlicher Information geben. Rudolf Meyer, Hersdorf, Vorsitzender der Katholischen Landvolkbewegung im Bistum Trier LANDWIRTSCHAFT