Pronsfeld/Thalfang: Milchbauern blockieren Großmolkereien (Fotos/Video)

Die Demonstration vor dem Gelände der Milch-Union Hocheifel (Muh) in Pronsfeld bei Prüm wird höchstwahrscheinlich die ganze Nacht und möglicherweise auch am Wochenende andauern. Mittlerweile wird auch das Hochwaldwerk in Thalfang blockiert.

(dpa/iro/cus) Hunderte von Landwirten blockieren seit Freitagnachmittag den Lieferverkehr in Pronsfeld über die L 16. Die Demonstranten wollen ihrer Forderung nach einem höheren Milchpreis Nachdruck verleihen. Gespräche zwischen dem Muh-Vorstand und Vertretern des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter verliefen bisher ergebnislos. Die Polizei zeigt starke Präsenz vor Ort, greift jedoch nicht ein. Die rechtlichen Konsequenzen der unangemeldeten Demonstration und der Behinderung des Straßenverkehrs sind derzeit noch nicht absehbar. „Es geht weder ein Tankwagen rein noch raus. Mit jeder Stunde wird dem Unternehmen großer Schaden zugefügt“, hatte ein Unternehmssprecher am Abend zuvor erklärt. Er bezeichnete die Situation als extrem und illegal.

Ähnliche Entwicklung auch im Hunsrück: Dort wird die Unternehmenszentrale der Hochwald-Nahrungsmittelwerke in Thalfang seit Freitagabend von rund 15 Traktoren blockiert. Ein mit 26 Tonnen Frischmilch beladener LKW wurde daran gehindert zu entladen. Die Polizei wurde hinzugezogen, griff allerdings nicht ein, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Die Bauern wollen die Blockade auch übers Wochenende aufrecht erhalten. Am frühen Abend hatten sich Landwirte zur Unternehmenszentrale nach Thalfang aufgemacht. Sie wollen nach TV-Informationen auf Nummer sicher gehen, dass der Lieferboykott nicht unterlaufen wird.

Schon das Hochwald-Werk in Kaiserslautern, in dem H-Milch produziert wird, wird seit Freitagabend von rund 50 Schleppern blockiert. Gerüchte, dass Molkereien Milch aus Polen zukaufen, um Engpässe bei der Milchproduktion zu überwinden, hatten Lieferanten der Hochwald Nahrungsmittel-Werke alarmiert. Nach Angaben von Hassel vom Bund Deutscher Milchviehhalter werde kein Lastwagen ins Werk hereingelassen. Jedes Fahrzeug, das herausfährt, werde von Streikposten kontrolliert. Auch im Frischmilch-Werk in Hungen stehen nach Angaben von Hochwald-Aufsichtsrat Hans-Jürgen Sehn rund 50 Traktoren vorm Werk.

Sehn versicherte gegenüber dem TV, dass dies nicht der Fall sei. Zwar werde die Milch langsam knapp. In der kommenden Woche werde man das Lebensmittel dem Handel gegenüber rationieren müssen. Aber: „Wir werden den Streik der Bauern nicht unterlaufen.“ Nach BDM-Informationen dagegen sind die Nachtschichten in Kaiserslautern und Thalfang abgesagt, weil keine Milch zur Verarbeitung mehr da ist.

Noch am Mittag war berichtet worden, dass beide rheinland- pfälzischen Großmolkereien weiter auf ein Drittel ihrer Milch verzichten müssen. Während bei der Hochwald die Tendenz bei den Ausfällen „leicht steigend“ sei, sei die angelieferte Milchmenge bei der MUH (Pronsfeld) stabil, hieß es seitens der Unternehmensspitzen. Genauere Zahlen lagen nicht vor. Zahlreiche Landwirte beteiligen sich seit Dienstag an dem bundesweiten Lieferboykott, um höhere Milchpreise zu erkämpfen.
Nach Angaben der MUH hatten in der Nacht zum Freitag einige Landwirte, die zuvor gestreikt haben, wieder geliefert. In Belgien beteiligten sich nach Angaben des MUH-Sprechers „nur einige wenige Bauern in Ostbelgien“ an dem Lieferstopp. Die Bauern wollen einen Milchpreis von 43 Cent pro Liter durchsetzen. Derzeit liegt dieser zehn Cent darunter.

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