Teurer Strom: Viele können ihn nicht bezahlen

Trier (wie) · Am Ende des Jahres droht vielen Strom- und Gaskunden wegen der höheren Preise eine saftige Nachzahlung. Immer mehr Verbraucher können ihren Strom und ihr Gas nicht mehr bezahlen. Sie müssen damit rechnen, dass ihnen der „Saft“ abgedreht wird.

Um fast 20 Prozent ist Strom in den vergangenen drei Jahren in Rheinland-Pfalz teurer geworden. Die nächste Preiserhöhung ist nur eine Frage der Zeit. Das heißt: Am Ende des Jahres droht eine saftige Nachzahlung, da der Strom meist in Abschlägen bezahlt und erst am Jahresende der tatsächliche Verbrauch abgerechnet wird. Das reißt bei vielen ein gewaltiges Loch in die Haushaltskasse. Immer mehr Verbraucher können ihre Stromrechnung nicht mehr oder nur noch teilweise bezahlen, sie stehen bei ihrem Versorger in der Kreide. Das können auch die Trierer Stadtwerke (SWT) bestätigen. Wer mit der Rechnung in Verzug kommt, wird angemahnt.

Wer nach drei Mahnungen immer noch nicht zahlen kann, dem wird der Strom gesperrt. 430 Mal war das laut SWT-Sprecher Carsten Grasmück in diesem Jahr bereits der Fall. Der Bund der Energieverbraucher schätzt die Zahl der Strom- und Gassperrungen bundesweit jährlich auf 1,2 Millionen. Droht ein Versorger mit Strom- oder Gassperre, muss der Kunde mit mindestens 100 Euro im Verzug sein, die Abschaltung muss zudem vier Wochen vorher angedroht und drei Tage vorher angekündigt werden. Insgesamt rund 850 Haushalten in Trier und Umgebung wurden in den vergangenen zwei Jahren Strom und Gas abgestellt, weil sie die Rechnungen nicht zahlen konnten, über 800.000 Euro an Einnahmen fehlten den Stadtwerken dadurch.

Verbraucherschützer schlagen Alarm. Die Zahl der zwangsweisen Stromabschaltungen werde zunehmen, und das nicht nur bei Arbeitslosen, sondern auch bei Geringverdienern, warnt Hans Weinreuter, Energieexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Er fordert, dass die Energieversorger einen Strom-Spartarif für alle Kunden einführen, ohne Grundpreise und mit einer Freimenge von 250 Kilowattstunden pro Person im Haushalt. Alles, was darüber hinaus verbraucht wird, wird teuer. So soll Stromsparen finanziell attraktiver werden. Außerdem soll eine Stromspar-Beratung verpflichtend sein. Zahlreiche Politiker und Gewerkschafter forderten am Wochenende angesichts der Energiepreise finanzielle Entlastungen für die Bürger.

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