Trier-Süd: Föhr und Freischmidt gehen in Stichwahl um Ortsvorsteher-Posten

Im Ringen um den Ortsvorsteher-Posten des Stadtteils Trier-Süd wird es zu einer Stichwahl kommen. Jutta Föhr (SPD) erreichte bei der Wahl am Sonntag 45,9 Prozent, CDU-Kandidaten Helmut Freischmidt erhielt 36,3 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 23,5 Prozent der Stimmen. Ein Video zur Wahl sehen Sie ab 16 Uhr hier auf volksfreund.tv

Kurz nach 18 Uhr herrscht im Konferenzraum „Steipe“ im Trierer Rathaus eher gute Laune als nervöse Spannung. Noch zeigt die Leinwand ein kategorisches 0,0 für die Kandidaten Jutta Föhr (SPD), Helmut Freischmidt (CDU) und Aaron M. Braun (Bündnis 90/Die Grünen). Es gibt keinen klaren Favoriten. Kann der politische Späteinsteiger Helmut Freischmidt die rot-grüne Burg Trier-Süd knacken? Wird Aaron M. Braun der erste grüne Ortsvorsteher Triers? Oder bleibt Triers drittgrößter Stadtteil in den Händen der SPD? Alles scheint möglich.

Der Raum wird voller. Berti Adams, CDU-Fraktions-Chef im Stadtrat, erörtert Freischmidts Chancen im Gespräch mit Bernhard Kaster. Der Bundestags-Abgeordnete und starke Mann der Trierer CDU hat Freischmidt quasi für die Politik rekrutiert. „Er hat das richtige Profil und gute Chancen heute Abend“, sagt Kaste ohne das kleinste Zeichen von Nervosität. Die Nachricht der erneuten knappen Niederlage der Trierer Basketballer trübt die Stimmung kurz.

18.24 Uhr: Die ersten Zahlen tauchen auf. Der Bezirk „Barbara 3“ meldet 47,3 Prozent für Jutta Föhr, 31,8 für Freischmidt und 20,9 für Braun, der spontan ruft: „Jutta, du läufst zu schnell.“ Wenn keiner der drei Kandidaten mehr als 50 Prozent erreicht, muss ein zweiter Wahlgang entscheiden.

Föhrs Vorsprung wächst nach dem Ergebnis des zweiten von sechs Bezirken auf 49,7 Prozent. Schafft sie die 50er-Marke? Nach vier von sechs Bezirken sind es plötzlich nur noch 43,1 Prozent, Helmut Freischmidt kommt auf 37,9 Prozent heran.

Fünf Bezirke sind gezählt, jetzt kommen die Ergebnisse im Minutentakt. 46,3 Prozent für Jutta Föhr, 36,8 für Helmut Freischmidt. „Barbara 4 und 5“, der letzte Bezirk, wird die Entscheidung bringen. Plötzlich ist es sehr leise im Raum „Steipe“. Vier der fünf bisher gezählten Bezirke hat Jutta Föhr klar gewonnen, nur in „Barbara 1 und 2“ liegt Freischmidt vorn. Reicht es für 50 Prozent? Die Minuten ziehen sich in die Länge. „Wir wollten in die zweiten Runde, das haben wir geschafft“, wagt Berti Adams vorherzusagen. „Das ist ein Riesen-Ergebnis für Helmut Freischmidt, wenn man bedenkt, dass der Junge erst seit ein paar Wochen im Geschäft ist.“ Der letzte Bezirk lässt weiter auf sich warten. Wieder Adams: „Kann mal jemand rüberfahren und zählen helfen?“ Die Grünen zeigen gelassene Resignation. Aaron M. Braun ist aus dem Rennen.

18.47 Uhr: Die Meldung kommt. Jutta Föhr gewinnt ihren fünften Bezirk und landet insgesamt bei 45,9 Prozent. Helmut Freischmidt erreicht 36,3 Prozent, Aaron M. Braun 17,8 Prozent. Am 27. Januar wird das Duell Föhr gegen Freischmidt folgen. Die Wahlbeteiligung pendelt sich bei 23,5 Prozent ein. „Ich freue mich total“, sagt Helmut Freischmidt. „Ich habe noch zwei Wochen Zeit, und jetzt gebe ich richtig Gas.“ „Ich bin positiv überrascht“, meint Jutta Föhr.

Ein persönliches Drama machte es notwendig, mitten in der Legislaturperiode nach einem neuen Ortsvorsteher des drittgrößten Trierer Stadtteils zu suchen. Der bisherige Amtsinhaber Werner Schulz (64), einer von nur zwei sozialdemokratischen Ortsvorstehern im 19 Stadtteile umfassenden Trier, trat im Oktober von seinem Amt zurück. Das Trierer Amtsgericht hatte ihn zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten auf Bewährung verurteilt. Schulz hatte einen Polizisten als „Nazi“ und „Stasi-Bullen“ beschimpft.

Eine Woche nach der Urteilsverkündung trat Werner Schulz als Ortsvorsteher von Trier-Süd zurück. Die offizielle Begründung lautete, „aus bekannten gesundheitlichen Gründen“. Schulz gab eine offizielle Erklärung ab, in der er schrieb: „Der Rücktritt ist mir angesichts meiner jahrzehntelangen Verbundenheit mit dem Stadtteil und seinen Bewohnern sehr schwer gefallen.“

In 18 Jahren als Ortsvorsteher von Trier-Süd hat er sich viele Sympathien erworben. „Er hat immer zur Zufriedenheit der Menschen gearbeitet“, betonte die Trierer SPD-Vorsitzende Malu Dreyer im TV-Gespräch. Trotzdem sei man in einem gemeinsamen Gespräch zu dem Ergebnis gekommen, dass der Rücktritt notwendig sei.

Damit stellte sich die Frage, wer den Job für die Übergangsphase bis zur Kommunalwahl am 9. Juni 2009 übernimmt. Seit dem Rücktritt von Werner Schulz hat Aaron M. Braun, einer der Protagonisten der Stadtrats-Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, den Job übernommen und sich auch um die offizielle Nachfolge beworben. Die SPD schickte Jutta Föhr ins Rennen, für die CDU startete Helmut Freischmidt. Sein Vater Horst hatte 2003 die Position des Ortsvorstehers von Kernscheid übernommen.

Freischmidts Kandidatur, der statt des erkrankten Gilbert Felten (71) antritt, war eine dicke Überraschung. Der 36-jährige Lehrer und Fußballtrainer ist erst seit wenigen Monaten Mitglied der CDU und hat selbst noch absolut keine kommunalpolitische Erfahrung gesammelt.

Video zur Wahl ab 16 Uhr unter www.volksfreund.tv

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