Umstrittene Jagd auf angebliche Schwarzarbeiter

Arbeitslose unter Verdacht: Wer keinen Job hat und nicht zu Schulungen kommt, arbeitet schwarz. Davon geht man bei der Trierer Handwerkskammer (HWK) aus. Sie fordert ein härteres Vorgehen.

Trier. (wie) Die meisten Arbeitslosen arbeiten schwarz. Davon scheint man bei der Hwk auszugehen. Man habe den Eindruck, dass die Zahl der Schwarzarbeiter unter den Arbeitslosen zugenommen hat, sagt Gerhard Hilsamer von der HWK. In einer Resolution fordert die Vollversammlung der Kammer daher, härtere Maßnahmen gegen arbeitslose Handwerker. Wer nicht zu Schulungen der Arbeitsagenturen kommt und damit die Streichung der Arbeitslosenbezüge riskiert, steht unter Verdacht, schwarzzuarbeiten.

Man müsse annehmen, dass diese Personen „über andere Einkünfte, wahrscheinlich aus Schwarzarbeit, verfügen“, sagt Kammerpräsident Rudi Müller. Er fordert die Bundesagentur für Arbeit auf, einen Modellversuch der Arbeitsagentur Sachsen-Anhalt-Thüringen auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland durchzuführen. Dabei wurden arbeitslose Gebäudereiniger zu einer einwöchigen, am frühen Morgen angesetzten Infoveranstaltung eingeladen, 47 Prozent erschienen nicht. Daraus wurde geschlossen, fast die Hälfte der arbeitslos gemeldeten Gebäudereiniger arbeite schwarz. Die HWK fordert, dass alle derart auffällig gewordenen Personen durch die Arbeitsagentur und die Sozialämter auf Schwarzarbeit überprüft und den zuständigen Behörden gemeldet werden.
Man dürfe nicht alle Arbeitslosen unter Generalverdacht stellen, kritisiert der Trierer DGB-Chef Karl-Heinz Päulgen. „Schwarzarbeit muss bekämpft werden, aber nicht so.“

Schwarzarbeit unter Arbeitslosen sei kein Massenphänomen, sagt Päulgen. Dieser Ansicht ist man auch bei der Arbeitsagentur: „Schwarzarbeit wird nicht nur von Arbeitslosen, sondern überwiegend von Beschäftigten durchgeführt“, sagt Hans Dieter Kaeswurm, Chef der Trierer Arbeitsagentur. Verdachtsfälle würden bereits konsequent verfolgt, dazu arbeite man eng mit den Schwarzarbeitskontrolleuren des Zolls, den Finanzämter und den Sozialversicherungen zusammen.

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