Schnelle Radikalisierung von Terroranhängern erschreckt Ermittler

Trier · Der islamistische Terror beschäftigt immer mehr auch die deutsche Justiz. Allein die bei der Bundesanwaltschaft anhängigen Verfahren haben sich innerhalb eines Jahres vervierfacht, sagte Generalbundesanwalt Harald Range (66) in Trier unserer Zeitung.

Trier. Weil sie möglicherweise Kontakt zu radikalen Islamisten hat, ermittelt die auch für Staatsschutzsachen zuständige Koblenzer Staatsanwaltschaft seit einiger Zeit gegen eine 20-jährige Triererin. Nur ein Fall unter vielen. Wegen möglichen Verbindungen zu terroristischen Vereinigungen wie dem Islamischen Staat (IS) oder Ahrar al-Scham laufen derzeit in Deutschland über 140 Ermittlungsverfahren. "Mit steigender Tendenz", sagt Generalbundesanwalt Harald Range. Allein die Behörde des obersten deutschen Strafverfolgers ermittelt in 40 Verfahren mit 70 Beschuldigten. Den Betroffenen wird Mitgliedschaft oder Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Hat der Sympathisant sich einer Vereinigung angeschlossen, ist die Bundesanwaltschaft zuständig, sammelt er aber etwa nur Geld für die Terrormiliz, kümmern sich - wie im Fall der jungen Frau aus Trier - die Staatsanwaltschaften des jeweiligen Bundeslands um den Fall.
Die Ankläger bekommen wegen mutmaßlicher IS-Unterstützer immer mehr zu tun. Nach Erkenntnissen des Mainzer Innenministeriums ist die Zahl radikal-islamistischer Salafisten in Rheinland-Pfalz innerhalb weniger Monate von 70 auf 100 gestiegen. "Erschreckend, dass eine rücksichtslos mordende Terrororganisation so schnell so viele Anhänger auch in Deutschland findet", sagt Innenminister Roger Lewentz (SPD).
Auch der an einer Tagung europäischer Staatsanwälte in Trier teilnehmende Generalbundesanwalt Harald Range zeigte sich überrascht, wie schnell manche Anhänger "übers Internet oder bestimmte Moscheen" radikalisiert würden.
Den deutschen Sicherheitsbehörden machen vor allem die Rückkehrer Sorgen, die zuvor in Syrien oder dem Irak für den IS gekämpft haben. "Diese Personen müssen wir genau im Auge behalten", sagt Range, sieht aber aktuell keine konkrete Gefährdung.
Die junge Frau aus Trier lebt inzwischen in Köln. Die Ermittlungen gegen sie dauerten an, sagte gestern ein Sprecher der Koblenzer Staatsanwaltschaft.

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