Verdacht auf Menschenhandel: Festnahmen an der Mosel

Traben-Trarbach/Trittenheim · Aus der Region heraus soll ein internationaler Schleuserring ein millionenschweres illegales Geschäft mit Flüchtlingen aus dem Iran aufgezogen haben. Ein 34-Jähriger aus Traben-Trarbach wird als Chef der Schleuserbande verdächtigt.

Um neun Uhr morgens klingelten die Fahnder: In Traben-Trarbach (Kreis Bernkastel-Wittlich) haben Bereitschaftskräfte der Bundespolizei am Sonntag einen 34-jährigen Iraner festgenommen. Er gilt als Haupttäter eines international tätigen Schleuserrings.

Außer dem Traben-Trarbacher wurden drei weitere Männer und eine Frau zwischen 30 und 35 Jahren in Köln und Duisburg festgenommen. An der Mosel durchsuchten die Beamten laut einem Polizeisprecher auch Räume in Trittenheim (Trier-Saarburg). Dort soll eine Person in die Schleusungen "involviert" sein, wie Jens Flörer, Sprecher der Bundespolizei in Sankt Augustin, dem Volksfreund sagte. In Rheinland-Pfalz habe es außerdem in Linz (Kreis Neuwied) und in Weißenthurm (Kreis Mayen-Koblenz) Durchsuchungen gegeben.

Seit August 2012 sei gegen die Schleuser ermittelt worden. Ihnen wird vorgeworfen, mehr als 65 Menschen aus dem Iran nach Deutschland und von dort nach Großbritannien und Kanada gebracht zu haben. Der Preis dafür war laut Polizei hoch: Bis zu 30.000 Euro habe jeder Flüchtling bezahlen müssen. Dafür hätten die Schleuser für den Erfolg garantiert.

Wenn eingeschleuste Menschen von der Polizei aufgegriffen wurden, versuchten es die Schleuser erneut. Zupass kommt den Tätern dabei die Drittstaatenregelung. Demnach werden illegale Flüchtlinge in das letzte feststellbare Herkunftsland "zurückgeschoben". Dieses liegt oft in Europa. Die fünf Festgenommenen werden am Montag einem Haftrichter in Düsseldorf vorgeführt. Die Staatsanwaltschaft dort leitet die Ermittlungen. Insgesamt wurden am Sonntag in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz 16 Wohnungen, Büros sowie - in Frankfurt - ein Hotel durchsucht. 190 Polizisten seien im Einsatz gewesen.

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