Agrar-Verwaltung speckt ab

MAINZ. (win/scho/cb/alf) Das Land strafft die Agrarverwaltung: Rund 650 von 1580 Stellen und bis zu 40 Millionen Euro jährlich sollen langfristig eingespart werden. Entlassungen wird es nicht geben, so Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage.

 Auch das Personal der Bernkastel-Kueser Weinbauschule wird ins neue Dienstleistungszentrum integriert.Foto: TV- Archiv/Heike Lissen

Auch das Personal der Bernkastel-Kueser Weinbauschule wird ins neue Dienstleistungszentrum integriert.Foto: TV- Archiv/Heike Lissen

Aus weniger mehr machen will Minister Bauckhage mit seinem "ehrgeizigen Reformprojekt". Das Landeskabinett hat am Dienstag seine Pläne zur Neuorganisation der Agrarverwaltung gebilligt. Ziel des ab September beginnenden Umbaus: In sechs Dienstleistungszentren soll gebündelt werden, was bisher auf 21 selbstständige Einheiten mit elf Außenstellen verteilt ist.

Hintergrund der Reform ist der drastische Rückgang der Landwirtschaftsbetriebe seit 1991 um 40 Prozent auf landesweit nur noch 30 000 Höfe. Auch die Anforderungen an die Landwirtschaftsberatung haben sich laut Bauckhage grundlegend geändert. Die neuen Verwaltungszentren werden an den Standorten Bitburg (Schwerpunkt: Tierhaltung), Bernkastel-Kues (Weinbau), Neustadt/Weinstraße (Gartenbau), Münchweiler/Kaiserslautern (Tierzucht), Bad Kreuznach/Oppenheim (Acker- und Gartenbau) und Montabaur (Tierhaltung) eingerichtet. Auf noch nicht näher bestimmte Zeit werden Außenstellen in Trier, Prüm, Mayen und Simmern bestehen bleiben. Dabei geht es nach Angaben des Wirtschaftsministeriums nur noch um die Abwicklung laufender Bodenordnungsverfahren und anderer Beratungsprojekte. Die Dauer der Übergangszeiten sei derzeit nicht zu bestimmen, so ein Ministeriumssprecher. Gekündigt wurde nach seinen Angaben zum Jahresende der Mietvertrag für die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt Trier. Auch die zur Anstalt gehörende Domäne Avelsbach steht zur Debatte.

Die Reform erfülle die selbst gesteckten Ziele nicht, kritisiert die CDU. Die Organisation wird geändert, das Durcheinander der Verwaltung bleibt, so ihr Agrarexperte Michael Billen. Die Einspareffekte würden "bei weitem nicht erreicht". Kritik kommt auch von den Landfrauen, die den Wegfall der Abteilungen Hauswirtschaft und Ernährung und das Ende der Weiterbildung befürchten.

Kritik kommt auch vom CDU-Landtagsabgeordneten Dieter Schmitt. Zwar spricht er von einem Teilerfolg, weil Kulturamt, Berufsschule (Gartenbau) und Domäne vorerst in Trier blieben. Es überwiegt aber die Enttäuschung. "Die Trierer können nicht zufrieden sein", sagt Schmitt, der die Diskussion in den vergangenen Monaten angetrieben hatte. Auch Günter Herres, Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes Trier-Saarburg hält das Konzept für "nicht durchdacht". Am Standort Trier habe man viel Geld sparen können. In Bernkastel-Kues müsse dagegen noch investiert werden. Der Forderung, Zahlen zu nennen, sei man nicht nachgekommen.

Als strategisch richtig bezeichnet dagegen Hubertus Klein vom Bauern- und Winzerverband Bernkastel-Wittlich die Entscheidung, das Dienstleistungszentrum Mosel nach Bernkastel-Kues zu vergeben. Er hofft, dass "mit guten Leuten auch Power an die Mosel gebracht wird". Schließlich gebe es bei Produktion und Vermarktung einen gewaltigen Nachholbedarf. Für den Standort an der Mittelmosel hatten sich auch die Abgeordneten Walter Rösch (SPD) und Alexander Licht (CDU) eingesetzt.

In der Eifel sorgte seit Bekanntgabe der Eckpunkte der Reform die Schließung des Kulturamts Prüm für Unmut. Man begrüße die übergangsweise Beibehaltung des Standorts, sagt Heinz Molitor, Personalrats-Chef des Kulturamts Prüm: "Zwar ist das formelle Ende des Amtes besiegelt, nicht aber seine Aufgaben." Laut Bauckhage soll der Standort Prüm mittelfristig noch fünf bis zehn Jahre erhalten bleiben. Nun müsse es darum gehen, die Personalstärke zu erhalten, betont Molitor. Auch dem Vorsitzenden des Kreisbauernverbands Bitburg-Prüm, Michael Horper, geht es vor allem um die personelle Ausstattung: "Wir können uns weniger Personal in diesem Bereich nicht leisten."

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