Angeklagter gerät in Erklärungsnöte

Weil er den Funkverkehr im deutsch-luxemburgischen Grenzgebiet gestört haben soll, muss sich seit gestern der ehemalige Leiter der Saarburger Rettungswache vor Gericht verantworten. "Ich habe damit nichts zu tun", sagt der 48-jährige Angeklagte.

Trier. Staatsanwalt Eric Samel lehnt sich zufrieden zurück. Der Prozessauftakt gegen den Saarburger verlief ganz nach dem Geschmack des Trierer Anklägers. Zwar bestreitet der 48-jährige Familienvater nach wie vor, Urheber der teils minutenlangen Stör-Manöver gewesen zu sein. Doch die Sachverhalte, die an diesem ersten Verhandlungstag angesprochen werden, bringen den Angeklagten zumindest in Erklärungsnöte. Das weiß auch seine Verteidigerin Ruth Streit: "Es ist klar", sagt die erfahrene Rechtsanwältin kurz vor Ende der Sitzung, "dass hier heute einiges gesagt wurde, was ein mögliches Motiv ist. Aber diese Tatsache könnten sich auch andere Leute zunutze gemacht haben."

"Ist vielleicht ein Komplott gegen Sie am laufen?", fragt zwischendurch auch der Vorsitzende Richter Helmut Reusch. "So ist das ja heute", antwortet der Angeklagte, "mich macht der Gedanke daran krank."

Die Fakten: Monatelang wurde der Rettungsfunkverkehr im Grenzgebiet gestört; ausgerechnet immer dann, wenn der Hubschrauber der "Luxembourg Air Rescue" (LAR) zu einem Einsatz auf deutschem Gebiet unterwegs war. Die Funkstörungen hörten erst auf, nachdem Experten ein Funkgerät in der Saarburger DRK-Wache als Stör-Quelle ausgemacht hatten. Kurz darauf wurde der Rettungswachenleiter suspendiert, saß sogar vorübergehend in Untersuchungshaft - wegen eines überzogenen Mordversuch-Vorwurfs der Staatsanwaltschaft, den das Landgericht später kippte.

"Sie bekommen keinen Fuß mehr auf den Boden"

Klar ist nach dem ersten Prozesstag auch: Die seit 2005 praktizierte grenzübergreifende LAR-Unterstützung aus der Luft stieß beim deutschen Rettungspersonal am Boden ("Wir haben davon aus der Zeitung erfahren") nicht nur auf Begeisterung. Der ehemalige Saarburger Rettungswachenleiter dokumentierte nach eigenen Angaben mehrere Fälle, in denen der fliegende luxemburgische Notarzt länger zum Einsatzort unterwegs war als zuvor sein fahrender deutscher Kollege. "Es gibt Orte", sagt der Angeklagte, "da ist der Hubschrauber schneller. Aber es gibt auch Orte, das ist es andersherum."

Der 48-Jährige muss es wissen. Mitte der 90er Jahre flog er selbst nebenbei bei der LAR, bis er vor die Tür gesetzt wurde, weil er einem Kollegen das Auto zerkratzt haben soll. "Ich war das nicht", sagt er auch heute noch, ein Verfahren gegen ihn wurde eingestellt. "Ich werde dafür sorgen, dass Sie keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen", soll der LAR-Präsident dem Rettungsassistenten damals gesagt haben.

Rache - für Staatsanwalt Eric Samel ein mögliches Motiv. Und dann fanden die Ermittler auf dem Privat-Computer des Rotkreuzlers noch mehrere Schmähbriefe gegen die LAR. "Keine Ahnung, wie die auf meinen Rechner kamen", sagt der Angeklagte. "Wer soll's denn sonst gewesen sein?", fragt der Staatsanwalt und lehnt sich zufrieden zurück.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort