Angst vor einer Restmüll-Ruine

MERTESDORF. Wie geht es weiter mit der 35 Millionen Euro teuren Trockenstabilat-Anlage der Firma Herhof in Mertesdorf? Hinter verschlossenen Türen beschäftigte sich der Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) gestern mit dieser Frage.

 Das Trockenstabilat im Blick: Bei der Grundsteinlegung der Restmüll-Anlage in Mertesdorf begutachten im Mai vergangenen Jahres (von links) die Trierer Wirtschaftsdezernentin Christine Horsch und die Landräte Richard Groß, Beate Läsch-Weber und Heinz Onnertz sowie der Trierer OB Helmut Schröer das Trockenstabilat. Nun ist das Projekt gefährdet, weil dem Investor das Geld ausgeht.Foto: TV -Archiv/Friedemann Vetter

Das Trockenstabilat im Blick: Bei der Grundsteinlegung der Restmüll-Anlage in Mertesdorf begutachten im Mai vergangenen Jahres (von links) die Trierer Wirtschaftsdezernentin Christine Horsch und die Landräte Richard Groß, Beate Läsch-Weber und Heinz Onnertz sowie der Trierer OB Helmut Schröer das Trockenstabilat. Nun ist das Projekt gefährdet, weil dem Investor das Geld ausgeht.Foto: TV -Archiv/Friedemann Vetter

Dem hessischen Unternehmen Herhof-Umwelttechnik, Erfinder des so genannten Trockenstabilat-Verfahrens, droht nach dem Ausstieg der Energie Aktiengesellschaft Mitteldeutschland (EAM), einer Eon-Tochter, finanziell die Luft auszugehen (der TV berichtete). Daher stellt sich auch die Frage, was mit der Herhof-Anlage in Mertesdorf (Kreis Trier-Saarburg) passiert, einem 35-Millionen-Euro-Projekt, das eigentlich in diesem Frühjahr fertiggestellt werden sollte. Die Anlage soll ab Mitte 2005 jährlich bis zu 220 000 Tonnen Rest- und Gewerbeabfall aus der ganzen Region Trier verwerten. Von diesem Zeitpunkt an hat der Gesetzgeber das Ende der Deponierung von unbehandeltem Abfall festgeschrieben.Projekt soll um jeden Preis gerettet werden

Bei dem Herhof-Verfahren wird sämtlicher Restmüll in großen Rotteboxen getrocknet, dann Metalle und Glas mechanisch aussortiert und der Rest zum Trockenstabilat verarbeitet. Gebaut und betrieben werden sollte die Anlage von der "Herhof EOG Holding GmbH", an der EAM und die Herhof Umwelttechnik beteiligt waren. Seitdem EAM den Ausstieg aus der Holding angekündigt hat, sucht Herhof einen neuen finanzkräftigen Partner. Im Gespräch sind Landesbürgschaften von Rheinland-Pfalz und Hessen, die möglichen Investoren eine Sicherheit geben sollen. Auch der Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART), der federführend für den Regionalen Zweckverband Abfallwirtschaft - die Stadt Trier und die Landkreise Bitburg-Prüm, Daun, Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg - die Verhandlungen führt, will Sicherheiten - allerdings von Herhof selbst. Denn der Zweckverband will das Mertesdorfer Projekt - das zu etwa 70 Prozent fertiggestellt und finanziert ist - um jeden Preis retten. Offiziell hieß es von der Trierer Wirtschaftsdezernentin Christine Horsch, Vorsteherin des Zweckverbands, bei der gestrigen ART-Verbandsversammlung sei Herhof kein Thema gewesen, doch nach TV -Informationen gab es hinter verschlossenen Türen heiße Diskussionen über die Zukunft der Anlage. Und demnächst soll es sogar eine Sondersitzung zu diesem Thema geben. Finanziell gesehen ist der Einstieg des Zweckverbands bei Herhof aufgrund guter Rücklagen offenbar kein Problem. Sorgen macht den Versammlungsteilnehmern wohl eher die mögliche Zukunft, falls die Firma Herhof über ihre finanziellen Probleme stolpern sollte. Bei einer möglichen Pleite von Herhof stünde der Zweckverband als alleiniger Betreiber der Trockenstabilat-Anlage da - mit allen unternehmerischen Risiken. Und das bei einem ursprünglich auf 20 Jahre abgeschlossenen Entsorgungsvertrag. Kummer machen einigen Versammlungsteilnehmern auch die anhaltenden Gerüchte, Herhof habe Schwierigkeiten, Abnehmer für das Trockenstabilat zu finden. Gestern war die Firma trotz mehrfacher Anfragen nicht zu Auskünften bereit.Bange Frage: Wohin mit dem Trockenstabilat?

Laut früherer Herhof-Ankündigungen soll das Trockenstabilat als Brennmaterial in Zementöfen und bestimmten Kohlekraftwerken verwertet werden. Tatsächlich bereitet die Abnahme des Stabilats zumindest Probleme, wie Wolfgang Pfeiffer, Betriebsleiter Abfallwirtschaft im Lahn-Dill-Kreis, bestätigt. Hier steht seit 1997 eine Pilotanlage von Herhof mit einer Kapazität von 140 000 Tonnen Müll pro Jahr. Der Markt für das Trockenstabilat habe sich noch nicht entwickelt, sagt Pfeiffer. Die Folge: Die Anlage arbeitet nicht kostendeckend. "Wir hoffen, eine schwarze Null erreichen zu können, aber wann, das wissen wir auch nicht." Statt Geld für das Trockenstabilat zu bekommen, muss möglicherweise sogar noch draufgelegt werden, damit die Abnahme des Brennmaterials gesichert ist. In dieser Frage wie auch grundsätzlich will der Zweckverband laut Vorsteherin Christine Horsch vorbauen. Eine Zusammenarbeit gebe es nur, wenn ein detaillierter Forderungskatalog von dem Unternehmer erfüllt werde: "Herhof ist in der Pflicht."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort