Auf Sommerreise

Parlamentarische Sommerpause, das bedeutet für die Spitzen der Landespolitik noch lange kein Abtauchen in erholsame Sommerferien. Da Minister und andere Chefpolitiker ja sonst "kaum" im Land unterwegs sind, um Straßen einzuweihen, Betriebe zu besuchen, sich in Sozialeinrichtungen zu informieren, Behörden zu inspizieren, Baufortschritte zu feiern und, und, und - also, weil sich eben die stets an Büroarbeit gefesselten Politiker nicht im Land sehen lassen können, holen sie im Sommer gern zum großen Rundum-Schlag aus, um Land und Leute kennen zu lernen.

Sprich: Sie gehen dienstlich auf eine Sommerreise. Das ist eine Mischung aus Vorferien, Händeschütteln sowie Goodwill- und Bekanntmach-Tour.Bereits seit Tagen landesweit unterwegs ist Wirtschafts- und Tourismusminister Hendrik Hering. Mit seiner vom Trierer Verkehrsgipfel unterbrochenen Rundreise, die ihn von der Eifel über Mosel und Hunsrück bis in die Westpfalz führt, will er für Rheinland-Pfalz werben, "auch bei den Rheinland-Pfälzern selbst". Dies scheint auch irgendwie nötig, denn nach jüngsten Umfragen macht nur ein Drittel der Landesbewohner häufiger im eigenen Land Urlaub. Für ein Drittel ist das eher selten der Fall, für ein Drittel nie. Da gilt es doch endlich, den Westerwäldern die Pfalz, den Rheinhessen die Eifel und den Hunsrückern das Ahrtal näher zu bringen.Gleich zwei Wochen lang geht SPD-Fraktionschef Jochen Hartloff auf Sommerreise und sucht 14 Wahlkreise seiner Fraktionskollegen heim. In diesem Wettstreit kann CDU-Chef Christian Baldauf zumindest in diesem Jahr nicht mithalten. Der Hobby-Taucher hat sich mal gerade "Fußball-Altschäden" an den Kreuzbändern beider Kniees operieren lassen und könnte derzeit, wie in der Fraktion mitfühlend angemerkt wurde, allenfalls Rheinland-Pfalz auf eine angemessene Barrierfreiheit testen.Dafür geht dann im August Ministerpräsident Kurt Beck schon traditionell mit vorzugsweise auswärtigen Journalisten auf Sommerreise, um ihnen das Land und möglicherweise sich selbst näher zu bringen. Natürlich schon längst auf Sommertour durch die Landkreise unterwegs ist sein umtriebiger Saar-Kollege Peter Müller. Bleibt am Ende die Frage, ob der ganze politische Sommertourismus auch einen praktischen Nutzen hat. Zumindest die Mosel hat offenbar schon davon profitiert, denn der Südpfälzer Beck verbringt zunehmend die Sommerfrische zwischen den Steilhängen von Mosella.

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