"Bischöfe sind päpstlicher als der Papst"

TRIER. Im Konflikt um das Abendmahl mit offener Kommunion in Berlin verhärten sich die Fronten zwischen katholischer Kirche und dem Saarbrücker Priester Hasenhüttl weiter. Bei der Dechantenkonferenz des Bistums hat der Trierer Bischof Marx Hasenhüttl nun scharf kritisiert.

Am liebsten, so ist aus dem Generalvikariat zu hören, wäre der Bistumsleitung gewesen, wenn Gotthold Hasenhüttl nach der von ihm verteilten offenen Kommunion beim Ökumenischen Kirchentag ganz einfach geschwiegen hätte. Der Fall des streitbaren Priesters - der auch evangelischen Christen das Abendmahl gereicht hatte - wäre dann wohl früher oder später stillschweigend zu den Akten gelegt worden. Doch dummerweise steht Hasenhüttl nach wie vor zu seinem Tun und verkündet das auch noch lautstark in der Öffentlichkeit. Eine Einladung zum Gespräch beim Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky schlug der Saarbrücker Theologe zudem aus (wir berichteten). Zuständig für ihn ist nach längerem Hin und Her nun der Trierer Bischof Reinhard Marx. Und der ist offenbar zu einem harten Durchgreifen entschlossen. Er könne als Bischof nicht beliebig über alles hinweg sehen, er sei vielmehr an das Kirchenrecht und die kirchliche Ordnung gebunden, sagte Marx nun vor der derzeit laufenden Dechantenkonferenz. Mit seinen jüngsten Äußerungen habe Hasenhüttl den Konflikt noch verschärft. TV -Informationen zufolge hat sich das Generalvikariat intern auf die weitere Vorgehensweise bereits festgelegt. Hasenhüttl soll offenbar noch eine letzte Gelegenheit gegeben werden, sich von dem Gottesdienst zu distanzieren. Tut er das nicht, droht ihm - analog zum fränkischen Priester Bernhard Kroll - eine Beurlaubung oder sogar die Suspendierung. Kroll war vom Eichstätter Bischof Walter Mixa beurlaubt worden, weil er ebenfalls am Rande des Kirchentags an einem Evangelischen Gottesdienst teilgenommen hatte.Gotthold Hasenhüttl macht unterdessen nicht den Eindruck, als wolle er sich in irgendeiner Weise entschuldigen. "Ich habe nur getan, was sogar der Papst in seiner Enzyklika ausdrücklich erlaubt", sagte Hasenhüttl dem TV , "nämlich unter besonderen Umständen das Abendmahl auch an evangelische Christen zu verteilen." Der erste Ökumenische Kirchentag sei sicher ein besonderer Umstand gewesen, meint Hasenhüttl. Im Übrigen sei er überzeugt, dass es eine solche Ausnahme-Genehmigung sogar offiziell aus Rom für den Kirchentag gegeben hätte, wenn die Deutschen Bischöfe sich nur darum bemüht hätten. Die Bischöfe seien in dieser Frage aber im wahrsten Sinne des Wortes "päpstlicher als der Papst". Er habe nicht gegen das Kirchenrecht verstoßen und werde sich auch nicht distanzieren, sagte der Theologie-Professor. Und so wenig wie er nach Berlin zu einem "Verhör" gereist sei, werde er sich in Trier verhören lassen. Bischof Marx könne aber jederzeit vorbeikommen oder anrufen. Bisher habe sich das Bistum aber noch nicht gemeldet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort