Blutbad in der Nachbarschaft

QUIERSCHIED. "Es ist schrecklich", sagt eine Nachbarin: "Vier Menschen sind tot." In Quierschied, einer alten Bergarbeitergemeinde bei Saarbrücken, wurde eine Familie ausgelöscht. Durch Schüsse starben zwei neunjährige Mädchen, der 70-Jährige Vater und die 35-jährige Mutter der Kinder.

In der Nachbarschaft waren die neunjährigen Zwillingsmädchen überall bekannt. "Das waren so liebe, so gut erzogene Kinder", sagt eine Nachbarin. Die Mädchen waren mit ihrer Enkeltochter befreundet, gingen gemeinsam ins Freibad oder übernachteten zusammen. "Und erst am Weißen Sonntag kamen die Zwillinge zur Kommunion", erinnert sich die Nachbarin. Das Entsetzen steht auch anderen Anwohnern ins Gesicht geschrieben. Seit dem Mittag stehen in der sonst ruhigen Wohnstraße Am Heinrichshaus ungewohnt viele Fahrzeuge. Darunter Polizeiautos und Rettungswagen. Die Nachricht vom Blutbad spricht sich schnell herum: Das Ehepaar T. und seine beiden Töchter sollen tot sein. Niemand weiß zunächst mehr als das. Bis dann Kriminalhauptkommissar Herbert Keßler zu den vielen wartenden Journalisten tritt und sagt: "Vier Personen sind an Schüssen gestorben. Wir haben sie in ihren Betten in ihren Schlafzimmern gefunden." Die Kinder hatten getrennte Zimmer, das Ehepaar ein gemeinsames. Dass von außen jemand ins Haus eingedrungen sein könnte, schließt der Polizeibeamte aus. Die Polizei vermutet vielmehr, dass der 70-Jährige zunächst seine Ehefrau und die neunjährigen Töchter, dann sich selbst mit einem Revolver erschossen hat. Allerdings könne erst ein waffentechnisches und gerichtsmedizinisches Gutachten Sicherheit verschaffen. Über den Tatzeitpunkt gibt die Polizei noch keine Auskunft. Vermutlich fielen die tödlichen Schüsse am Wochenende. Verdacht geschöpft, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte, haben Angehörige, die sich mit dem Ehepaar T. treffen wollten. Als zum vereinbarten Zeitpunkt niemand kommt, alarmieren sie die Polizei. Die bricht zusammen mit der Feuerwehr die Tür ein und macht den schrecklichen Fund. Ob Rudi T. die Waffe legal besessen hat, auch das weiß die Polizei gestern noch nicht. Das werde geprüft, sagt Hauptkommissar Keßler. Heute sollen die Toten obduziert werden. Familie T. wohnte in einem Einfamilienhaus, ein Neubau. Vor etwa zwei Jahren soll das Paar mit seinen Töchtern das Haus bezogen haben. Vor der Garageneinfahrt steht noch das Dienstauto von T., das ihn als Unternehmer inSchiffweiler ausweist: Bauarbeiten und Landschaftsbau. Alles deutet darauf hin, dass die Familie gut situiert war. Ehefrau Andrea T. betrieb im nahen Sulzbach ein Café. Bis 17 Uhr sichert die Polizei die Spuren in dem Todeshaus, dann öffnen sich die Türen. Eine Bahre und ein Sarg werden herausgetragen. Zwei der Leichen bleiben zunächst noch im Haus. Nachbarn können Tränen nicht zurückhalten. Dass die T.s Beziehungsprobleme hatten, war bekannt. Doch die Nachbarn sagen: "So viel wir wussten, wollten sie sich gütlich einigen." Noch am Abend vor dem tragischen Ereignis soll die Familie zusammen hinter dem Haus gesessen haben. Der 41-jährige Salvatore Cufaro - er wohnt drei Häuser unterhalb - war am Sonntag noch mit seinen Kindern und den Zwillingen im Erlebnisbad in Ramstein. "Sie waren öfters bei meinen Kindern, und wir haben viel zusammen unternommen", sagt er. Wie er seinen Kindern erklären soll, dass Laura und Lisa nicht mehr leben, weiß Cufaro nicht. Rudi T. hatte aus erster Ehe zwei Söhne, beide erwachsen. Und auch Andrea T. hatte noch zwei weitere Töchter. Beide knapp unter 20 Jahre. Die jüngere musste gestern mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort