Chaos ausgeblieben

TRIER. (len) Die Lokführer streikten - und trotzdem fuhren die meisten Züge. Zumindest in der Region Trier. Während bundesweit hunderttausende Pendler zu spät zur Arbeit kamen, blieben die Auswirkungen des Streiks in der Region begrenzt. Der Grund: Viele der hiesigen Zugführer sind Beamte und dürfen nicht streiken.

 "Nicht einsteigen": Der Zug nach Saarbrücken fährt erst später ab. Stefan Zender und Heinrich Friedmann streiken.Foto: Wolfgang Lenders

"Nicht einsteigen": Der Zug nach Saarbrücken fährt erst später ab. Stefan Zender und Heinrich Friedmann streiken.Foto: Wolfgang Lenders

"Sowenig Betrieb wie am Sonntagmorgen", beschrieb einBahnmitarbeiter die ungewöhnliche Leere im Trierer Hauptbahnhof.Vorsorglich waren viele Pendler auf das Auto oder - wenn siekonnten - auf spätere Züge ausgewichen. Ab sechs Uhr sollte der Bahnverkehr für 45 Minuten ruhen, so wollte es die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Trotzdem verließen von sechs Zügen vier planmäßig den Bahnhof, sogar ein Güterzug fuhr während des Warnstreiks durch. Am Steuer saßen beamtete Lokführer, die nicht streiken dürfen - ein Relikt aus Zeiten des Staatsunternehmens Bundesbahn. "Bei uns hier streiken relativ wenig", sagte Helmut Thiel, Ortsgruppenvorsitzender der GDL. "In Koblenz sind es schon mehr." Das liege daran, dass in Ballungsgebieten die Zahl der verbeamteten Lokomotivführer relativ klein sei.

Auch wenn sie nicht streiken dürfen - zur Unterstützung ihrer Kollegen waren viele beamtete Lokführer in ihrer Freizeit zum Bahnhof gekommen. "Ich bin gerade erst aus dem Dienst gekommen", berichtet Frank Lerch. "Jetzt bin ich zur Unterstützung hier. Das sind auch meine Forderungen, die mit dem Streik vertreten werden, da bleibe ich gerne länger auf."

Im Streik war der Lokführer des Regionalzugs nach Saarbrücken. "Um 5.59 Uhr bin ich in Trier angekommen", berichtet er. Um 6 Uhr ging der Streik los. Bis 6.45 Uhr stand der Zug am Bahnsteig - andere Züge mussten an anderen Gleisen abfahren.

Die meisten Fahrgäste hatten Ver-ständnis für die Anliegen der Streikenden. Von der Bahn unzureichend informiert fühlte sich aber Edgar Berg aus Filsch. Er fährt regelmäßig zum Arbeiten nach Koblenz. Telefonisch habe er keine Auskunft erhalten können, ob sein Zug fahren würde. "Jetzt muss ich um 7.17 Uhr mit dem zum Intercity umlackierten Interregio fahren", ärgert er sich. "Der Streik ist vielleicht wichtig", meint er. "Was ich aber bemängele ist, dass das Bahnmanagement nicht in der Lage ist, sich auf veränderte Situationen einzustellen."

Für weniger Ärger sorgte der einzige bestreikte Zug auf der Eifelstrecke, zumindest bei einem großen Teil der Betroffenen: Der "Schülerzug" von Trier nach Gerolstein hatte 40 Minuten Verspätung - rund 70 hoch erfreute Schüler kamen ohne Schuld eine Stunde zu spät zum Unterricht.

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