Den Rentnern geht es gut

BERNKASTEL-KUES. Was bewegt die Senioren? Welche Themen interessieren sie? Darüber will der TV mehr erfahren. Daher wird es künftig regelmäßig ein TV-Seniorenparlament geben. Den Auftakt machte eine Debatte in der Seniorenakademie in Bernkastel-Kues.

Rente mit 67? Warum nicht. Der pensionierte Hochschuldozent kann sich mit der gerade vom Bundestag verabschiedeten längeren Arbeitszeit anfreunden. "Ich hätte auch gerne länger gemacht", sagt der 68-Jährige, fügt aber gleich auch hinzu, dass es durchaus Berufe gibt, bei denen er sich nicht vorstellen kann, dass die Beschäftigten länger als mit 55 oder 60 Jahren arbeiten können.Auch mal die Jungen machen lassen

Für die 86-jährige Waltrud Will-Feld ist die Verlängerung der Arbeitszeit nichts anderes als eine verkappte Rentenkürzung. Sie ist dagegen, dass die Arbeitnehmer noch länger im Beruf bleiben sollen, und nennt als negatives Beispiel den Idar-Obersteiner Oberbürgermeister Hans-Jürgen Machwirth, der (vergeblich) dagegen klagte, dass er mit 68 Jahren seinen Stuhl räumen muss. Man müsse auch mal die Jungen machen lassen, sagt die resolute 86-Jährige. Auch der 77-jährige Klaus Erfurt findet die Diskussion über die Rente mit 67 nicht gut. Es gehe in unserer Gesellschaft nur noch ums Geldverdienen. Einig sind sich alle Teilnehmer des TV-Seniorenparlaments, dass die wenigsten Unternehmer bereit sind, überhaupt ältere Arbeitnehmer zu beschäftigen. Der Jugendwahn mache sich in immer mehr Betrieben breit, es gebe doch oftmals kaum noch Mitarbeiter, die überhaupt bis 67 im Job sind. Das Thema Arbeitszeitverlängerung trifft den Nerv der Senioren - obwohl es sie nicht mehr betrifft. Daher will Ernst Langensiepen lieber über das reden, was die Senioren wirklich betrifft: die schlechte Nahverkehrsanbindung auf den Dörfern, die nicht mehr vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten ("Es gibt fast gar nichts mehr, keine Geschäfte, keine Lokale, keine Kneipen.") und dass es am Theater Trier, in das er gerne zusammen mit seiner Frau geht, keine Nachmittagsvorstellungen für Ältere gibt: "Abends von Trier aus an die Mosel zurückzufahren, ist nicht immer sehr angenehm." Keine Frage, die Teilnehmer des TV-Senioren-Parlaments stehen mitten im Leben, fühlen sich nicht als Alte, zumindest nicht als unzufriedene Alte: "Noch nie ging es den Rentnern so gut wie heute", sagt Waltrud Will-Feld selbstbewusst und erntet zustimmendes Nicken der Anderen. Die meisten fühlen sich aber von der Politik im Stich gelassen. Trotz zunehmender Zahl würden die Senioren nicht ernst genommen, werde eine seniorenfeindliche Politik gemacht.Ältere geben ihr Wissen weiter

Der Wille des Volkes zähle nicht, die Politiker hätten sich längst von den Bürgern entfernt, heißt es. Trotzdem sind die meisten der der sieben Senioren, die mit dem TV diskutieren, zufrieden mit ihrer Situation. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie noch immer aktiv sind. Sie geben ihr Wissen weiter in Kursen an der Seniorenakademie Kues. Wie etwa der Informatiker Ernst Langensiepen. Er zeigt, dass auch Ältere keine Angst vor dem Internet haben müssen. Und der 84-jährige Gerhard Lenssen besucht regelmäßig Französisch-Kurse an der Akademie. Das sei doch besser, als in ständig in Wartezimmern herumzusitzen, zu jammern und zu vereinsamen, sagt Waltrud Will-Feld. Überhaupt, findet Christine Langensiepen, die Medien sollten nicht immer nur negativ über das Alter und die Senioren berichten. Sie sollten mehr Mut machen, dass man das Alter auch genießen kann, und Beispiele dafür geben. "Mehr Lebenshilfe", erwartet die 68-Jährige vom TV. Wer auch einmal am TV-Seniorenparlament teilnehmen möchte, kann sich melden unter familie@volksfreund.de Bitte vollständigen Namen, Alter, Adresse und Telefon angeben.

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