Die Kasse sagt Nein

NITTEL. Die Krankenkassen übernehmen längst nicht alle Kosten, die bei einer Behandlung anfallen. Ein Beispiel eines achtjährigen Jungen aus Nittel.

 Fröhlich, aber ziemlich unbeweglich: Patric Mich in seinem Krankenbett.Foto: Friedemann Vetter

Fröhlich, aber ziemlich unbeweglich: Patric Mich in seinem Krankenbett.Foto: Friedemann Vetter

Patric ist ein fröhlicher Junge. "Welche Farbe?" Lachend hält er drei Filzstifte in die Höhe und zeigt auf seine komplett eingegipste Hüfte. "Hier unterschreiben", verweist er auf den noch verbleibenden Platz seines Gipsverbandes, der von den Knien bis kurz unter den Bauchnabel reicht. Der Achtjährige aus dem Weinbauort Nittel (Kreis Trier-Saarburg) ist mit dem Gips vom Nabel abwärts fast komplett bewegungsunfähig. Er leidet seit seiner Geburt an einer Hüftdysplasie (mangelhafte Ausbildung des Hüftgelenks), musste deshalb schon drei Mal operiert werden. "Patric liegt eigentlich seit seiner Geburt in Schienen und Gips", erzählt seine Mutter Marion Mich. Fast zwei Monate muss der Gips dran bleiben. So lange kommt Patric nicht aus seinem Spezialbett, das im Wohnzimmer steht.Der Orthopäde, der den Jungen behandelt und die Operation angeordnet hat, hat das Krankenbett verschrieben. Trotzdem muss Marion Mich die Kosten für das Bett selbst übernehmen. "Lediglich wenn der Junge Leistungen nach dem Pflegegesetz erhält, würden wir bezahlen", erklärt Ewald Merten, Regionaldirektionsleiter der AOK, bei der Marion Mich versichert ist. Immerhin rund 40 Euro kostet ein solches Bett pro Monat, außerdem werden etwa 200 Euro einmalig fällig. Bei einem Pflegebedürftigen, der oft mehrere Jahre in einem solchen Bett liegen muss, werden die Kosten übernommen, nicht aber bei Patric, der lediglich zwei Monate ans Bett gefesselt ist. Auch wenn er die gesamte Zeit im Krankenhaus hätte liegen müssen, hätte die Kasse gezahlt (etwa 310 Euro pro Tag).Die anderen ärztlich verordneten Hilfsmittel wie etwa Urinflasche, Bettpfanne oder Beistelltisch wurden von der AOK bezahlt. Merten: "Wir können die Kosten für das Bett, das den Gesundheitszustand des Jungen weder positiv noch negativ beeinflusst, einfach nicht übernehmen." Er empfiehlt der Mutter, sich an das Sozialamt zu wenden. Marion Mich ist sauer: "Da bezahlt man treu und brav seine Kassenbeiträge, und dann wird man im Regen stehen gelassen."

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