"Die Pläne liegen doch schon in der Schublade"

TRIER. Rund 200 Telekom-Mitarbeiter protestierten gestern in Trier gegen den angekündigten massiven Stellenabbau des Konzerns. Nach Schätzungen der Gewerkschaft könnten bis zu 300 der 1100 Bediensteten aus der Region betroffen sein.

"Der Telekom geht es glänzend, wie die hohen Dividenden beweisen", rief Verdi-Vorsitzender und Telekom-Betriebsrat Manfred Fritschen den rund 200 Außendienstlern, Servicetechnikern, IT-Spezialisten, Kundenbetreuern und Call-Center-Mitarbeitern zu. "Jetzt sollen die Beschäftigten das Nachsehen haben, obwohl sie dem Unternehmen in den vergangenen Jahren mit ihrem Beitrag zum Beschäftigungsbündnis aus tief roten Zahlen geholfen haben." Die Deutsche Telekom AG will bis 2008 insgesamt 32 000 Stellen abbauen, 1000 Stellen sollen im Service neu entstehen, mit dem Aufbau des Glasfasernetzes außerdem 5000 zusätzliche Jobs geschaffen werden. Trierer Telekom-Mitarbeiter sind bereits mit der Einrichtung des High-Speed-Netzes in einem Frankfurter Stadtteil beschäftigt."Aber die wurden nicht neu angestellt, sondern aus einer anderen Abteilung abgezogen - keine einzige Stelle ist in dem Zusammenhang neu entstanden", zweifelte Betriebsratsvorsitzender Manfred Tölkes das Versprechen der Telekom an. Mehrere der Betriebssparten, für die der Konzern einen Abbau angekündigt hat, sind in der Region ansässig - etwa T-Com, T-Systems und Teile der Konzernzentrale. "Die 100 Mitarbeiter von T-Systems Trier sind vertraglich nicht gegen betriebsbedingte Kündigungen abgesichert", sagte Benedikt Kram, Betriebsrat aus Saarbrücken. "Das macht Kündigungen einfach." Im Trierer Call-Center der Telekom arbeiten ebenfalls rund 100 Mitarbeiter. "Bei der angekündigten Reduzierung der Call-Center-Standorte von 108 auf fünf ist es wahrscheinlich, dass auch Trier geschlossen wird", sagte Fritschen. Nach Kundgebungen in Bad Kreuznach, Koblenz, Mainz und Saarbrücken bezog sich auch die Demo in Trier auf den regionalen Arbeitsmarkt."Regionale Proteste nicht nachvollziehbar"

Im Gespräch mit dem TV bezeichnete Telekom-Sprecher Peter Kespohl die regionalen Proteste als "nicht nachvollziehbar": "Wie der Personalabbau bis 2008 in der Region Trier aussehen wird, steht noch nicht fest. Spekulationen über mögliche Zahlen sind nicht seriös." Auch über die Zukunft des Trierer Call-Centers sei noch nicht entschieden. Der Stellenabbau sei generell nötig, weil die Telekom wegen privater Anbieter stetig Marktanteile verliere. "Es werden alleine 100 000 Telefonanschlüsse pro Monat bei uns abgemeldet", sagte Kespohl."Die Telekom sollte die 3,3 Milliarden Euro, die der Abbau wegen Abfindungen und Ausgleichszahlungen in die Beamten-Pensionskasse kostet, lieber in den flächendeckenden Ausbau des High-Speed-Netzes und damit in die Zukunft stecken", sagte Tölkes. Am 12. Dezember befasst sich der Telekom-Aufsichtsrat mit den Umstrukturierungsplänen des Telekom-Vorstandes. "Stimmt der Aufsichtsrat zu, wird sofort mit der Umsetzung des Stellenabbaus begonnen", prophezeit Tölkes. "Die fertigen Pläne - auch für Trier - liegen doch längst in den Schubladen." Für den 12. Dezember ist auch eine zentrale Verdi-Kundgebung vor dem Telekom-Hauptsitz in Bonn geplant. "Wer kämpft, kann verlieren; wer nicht kämpft, hat schon verloren", sagte der DGB-Vorsitzende für die Region Trier, Karl-Heinz Päulgen.

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