Die Riesen-Sandkiste

SPANGDAHLEM. Auf dem Flugplatz tut sich was. Eine Untertreibung. Für den Umzug des amerikanischen Teils des Rhein-Main-Flughafens nach Spangdahlem bewegen größtenteils regionale Baufirmen zwei Millionen Kubikmeter Erde - 15 Mal so viel wie auf dem Trierer Landesgartenschau-Gelände bewegt wird.

 Bernd Edinger von der Trierer Firma Kickert überprüft die Arbeiten an der Spangdahlemer Start- und Landebahn. 90 Prozent der Aufträge beim Flugplatzausbau gingen an Unternehmen aus der Region.Foto: Friedemann Vetter

Bernd Edinger von der Trierer Firma Kickert überprüft die Arbeiten an der Spangdahlemer Start- und Landebahn. 90 Prozent der Aufträge beim Flugplatzausbau gingen an Unternehmen aus der Region.Foto: Friedemann Vetter

Pete Neukom ist nicht mehr zu verstehen. Er spricht lauter. Unter den Füßen vibriert die Erde. Zwei Lastwagen nähern sich aus verschiedenen Richtungen. Ein staubiger Muldenkipper donnert heran, hoch beladen mit Erdaushub. Eine von 100 000 Ladungen, die bis 2005 auf der Air Base hin und her gefahren werden. Zwei Millionen Kubikmeter Erde müssen Arbeiter und Lastwagen auf der Air Base bewegen, damit in zwei Jahren der Flugplatz Spangdahlem ausgebaut ist. Zum Vergleich: Um die Arena auf Schalke zu füllen, bräuchte man 1,6 Millionen Kubikmeter Erde. Neukom vertritt das 52. Jagdgeschwader der US-Luftwaffe. Er versteht sich als Verbindungsmann zwischen dem amerikanischen Militär und den deutschen Bauherren, genauer gesagt dem Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung Trier (LBB). Die LBB vergibt im Auftrag des Geschäftsbereiches Bundesbau (GBB) der Oberfinanzdirektion Koblenz die Bau-Aufträge für die Projekte. Und die GBB handelt im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland. "Ich spreche nie direkt mit den deutschen Unternehmen, wenn wir etwas an einem Entwurf ändern wollen", sagt Neukom. Er geht stets in das Büro nebenan, wo die LBB in Spangdahlem ihren festen Sitz hat. Die Landebahn, auf der Neukom steht und auf der die Lastwagen zwölf verschiedener Firmen auf und ab fahren, ist 75 Meter breit. Für die F-16- und A-10-Kampfflugzeuge würde die Startbahn vollkommen ausreichen: Sie brauchen für Starts und Landungen nur eine Bahn-Breite von 50 Metern. Aber da sie die Bahn ab September 2005 mit einigen der größten Frachtflugzeugen der Welt, den C-5, teilen müssen, bekommt die Bahn jetzt noch "Schultern". Eine Fläche von acht Metern Breite wird links und rechts asphaltiert. Der Grund: Die Triebwerke der C-5 sind so stark, dass sie bis zu acht Meter links und rechts der Startbahn die Erde aufwirbeln und Steine auf die Bahn ziehen würden. Steine auf der Startbahn sind eine Gefahr für die F-16-Jets: Die 30-Millionen-Dollar-Kampfflieger saugen Steine auf der Bahn wie Staubsauer auf und zerstören dadurch ihre Turbinen. Die "Schultern" bringt die Trierer Baufirma Kickert an. Aufträge im Wert von 80 Millionen Euro verteilen sich auf die zwölf Baufirmen. Viel davon ist in der Region geblieben. "Rund 90 Prozent der Bau-Aufträge gingen an Unternehmen aus Trier und Bitburg", sagt Wolfgang Tewes von der GBB in Koblenz. Dass auch 90 Prozent des vergebenen Geldes an regionale Firmen gegangen sind, will er nicht bestätigen, "aber dasmeiste". Den einen oder anderen hoch dotierten Auftrag konnte die LBB nicht in der Region vergeben: Das Instrumenten-Landesystem etwa liefert eine Firma aus Paris. Segen für regionale Unternehmen

22, 4 Millionen Euro sind bei Kohl Bau in Bitburg gelandet. Das Unternehmen gewann einen Teil des 36-Millionen-Auftrages für eine Erdbewegung von 1,2 Millionen Kubikmetern samt Betonplatte von 300 000 Quadratmeter sowie einen Straßenbau-Auftrag von 400 000 Euro. "Der Rhein-Main-Ausbau", sagt Jürgen Kohl, Mitglied der Geschäftsführung, "ist einer der letzten Wege, nahe an unserem Standort Groß-Aufträge zu bekommen." Das kann Stefan Becker, Geschäftsführer bei Kickert, nur bestätigen. Das Projekt und der Flugplatz an sich seien "ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für mittelständische Unternehmen". Fast ein Drittel seiner Mitarbeiter sind für das Rhein-Main-Verlegungsprogramm tätig. Kickert hat Aufträge von rund 11,5 Millionen Euro an Land gezogen. Die Trierer bauen unter anderem die Hauptrampe. Von den 23 Bauprojekten, in die der Rhein-Main-Ausbau unterteilt ist, sind erst 14 vergeben. Dazu zählen Start- und Landebahn, Tankanlagen, Wasserversorgung, Stromversorgung, Flugverkehrsflächen, Zaunanlage, Rampen und Taxiway. 170 Millionen Euro standen bereit, 90 Millionen sind noch nicht vergeben. "Wir haben nur eine bestimmte Summe zur Verfügung", sagt Tewes. Deshalb werden einige Aufträge erst später ausgeschrieben. Zudem besitzen die derzeitigen Projekte Priorität: "2005 wird der Umzug stattfinden", gibt Tewes zu bedenken. "Und wir müssen zunächst sicher stellen, dass dafür die Infrastruktur steht."

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