Drohungen per Handy

TRIER. Weniger Mord und Totschlag in der Region, mehr Einbrüche und eine überdurchschnittlich hohe Aufklärungsquote - das sind die Eckpunkte der Kriminalstatistik 2003, die Triers Polizeipräsident Manfred Bitter am Mittwoch der Öffentlichkeit vorgestellt hat.

Einer der spektakulärsten Kriminalfälle im vergangenen Jahr hielt die Region wochenlang in Atem: Über eine Woche galt die 26-jährige Nicole Clerf aus Körperich (Kreis Bitburg-Prüm) als vermisst. Dann wurden die schrecklichsten Befürchtungen Wirklichkeit: Ihr 29 Jahre alter Ex-Freund gab zu, Nicole erdrosselt und ihren Leichnam in einem luxemburgischen Stausee versenkt zu haben. Die Verhandlung gegen den Installateur vor dem Trierer Schwurgericht steht zwar noch aus. Doch in der Kriminalstatistik 2003 ist der Mord an Nicole bereits enthalten - in der Rubrik aufgeklärte Fälle. Längst nicht alle Vorgänge, die den rund 1000 Polizei- und Kriminalbeamten in der Region im Laufe eines Jahres auf die Schreibtische flattern, sind derart spektakulär. So genannte Straftaten gegen das Leben machen in den Medien zwar die dicksten Schlagzeilen. In der Statistik allerdings gehen die gerade einmal 28 Fälle (2002: 35) angesichts der insgesamt registrierten knapp 42 000 Straftaten geradezu unter. Ganz anders sieht es da schon bei den Diebstählen aus, "ein Massenproblem", meint Polizeipräsident Manfred Bitter. Rund ein Drittel aller 2003 im Präsidialbereich (entspricht etwa dem ehemaligen Regierungsbezirk Trier) registrierten Straftaten fallen unter diese Rubrik. Besonders zu schaffen machten den Beamten im vergangenen Jahr die deutlich in die Höhe geschnellten Wohnungseinbrüche (472 Fälle; 2002: 368). Mit verantwortlich dafür war laut Bitter eine Einbruchsserie im deutsch-luxemburgischen Grenzgebiet, die allerdings aufgeklärt worden sei.Zwei von drei Straftaten werden aufgeklärt

Trotz dieses Ermittlungserfolgs: Die Wahrscheinlichkeit, dass Einbrecher auch geschnappt werden, ist mit rund 22 Prozent eher gering. Deutlich zugenommen haben auch die so genannten Rohheitsdelikte (4771 Fälle). Allein 3500 mal ermittelten die Beamten wegen Körperverletzung, deutlich öfter als im Jahr zuvor. "Die Gewaltbereitschaft ist gestiegen", sagt der Polizeipräsident, "und Opfer zeigen Körperverletzungen auch eher an." Besonders auffällig ist der Hang zum Faustrecht unter jungen Russlanddeutschen. Der Grund laut Bitter: mangelnde Sprachkenntnisse und Isolation. Unter die Rubrik Rohheitsdelikte fallen auch Straftaten, die vor einigen Jahren noch völlig unbekannt waren: per elektronischer Post (E-Mail) oder Handy (SMS) versandte Drohungen. Angestiegen ist auch die so genannte Internet-Kriminalität - für Polizeidirektor Otto Herrig "das Delikt der Zukunft". Um etwa den Empfängern oder Absendern von Kinderpornos auf die Schliche zu kommen, beschäftigt das Trierer Polizeipräsidium eine sechsköpfige Spezialistengruppe. Mit die deutlichste Zunahme (von 213 auf 440 Fälle) registrierten die Statistiker in der Rubrik Beleidigungen auf sexueller Basis. Hauptverantwortlich dafür war ein später ermittelter "Verbal-Erotiker", der telefonisch im Raum Wittlich sein Unwesen trieb. Die Aufklärungsquote im Präsidialbereich Trier kann sich sehen lassen: Sie liegt mit rund 64 Prozent deutlich über dem Landesdurchschnitt (57,7 Prozent). Generell gilt: Je schwerer die Straftat, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Täter auch geschnappt wird. Bei Mord und Totschlag werden in der Region Trier 90 Prozent der Fälle aufgeklärt - dank neuer Ermittlungstechniken manchmal sogar noch nach Jahren. Ähnlich spektakulär wie der Fall Nicole Clerf war 2003 auch der Mord an einer jungen Kölner Prostituierten, deren Leiche auf einem Parkplatz bei Schweich gefunden wurde. Trotz intensiver Ermittlungen ist der Mörder auch anderthalb Jahre nach der Tat nicht geschnappt. In der Kriminalstatistik taucht der Fall auf als eine von 15 195 ungelösten Straftaten des vergangenen Jahres.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort