Erste Hilfe: Schüler im Land sollen lernen, wie man Leben rettet (Update)

Trier · Jahr für Jahr sterben in Deutschland Tausende Menschen nach einem Herzstillstand, weil ihnen nicht rechtzeitig geholfen wird. Der Landtag beschließt einen Unterricht in Erster Hilfe.

 Außen unscheinbar, innen Platinen und Drähte: Die Kripo hat den Erste-Hilfe-Koffer, in dem sich eine Bombenattrappe befand, untersucht.

Außen unscheinbar, innen Platinen und Drähte: Die Kripo hat den Erste-Hilfe-Koffer, in dem sich eine Bombenattrappe befand, untersucht.

Foto: Polizei Trier

Es geschieht plötzlich und ohne Vorwarnung, es kann jeden treffen, egal welchen Alters: Das Herz bleibt einfach stehen. Und dann zählt jede Minute. Je schneller einem Betroffenen etwa mit einer Herzdruckmassage geholfen wird, desto höher sind die Überlebenschancen. Bereits nach fünf Minuten ohne Sauerstoff kann das Gehirn dauerhaft geschädigt werden, nach zehn Minuten ohne Reanimation besteht kaum noch eine Chance auf Rettung. Damit mehr Menschen in der Lage sind, bei einem Herzstillstand zu helfen, sollen die rheinland-pfälzischen Schüler künftig ab der siebten Klasse regelmäßig in Wiederbelebung unterrichtet werden. Der Landtag beschloss gestern einstimmig einen entsprechenden Antrag der CDU-Fraktion. Die Landesregierung soll jetzt ein Konzept für einen solchen Unterricht vorlegen.

50.000 Menschen in Deutschland erleiden pro Jahr außerhalb einer Klinik einen Herz-Kreislauf-Stillstand, geschätzt 100 sind es in der Region. Doch nur zehn Prozent der Betroffenen überleben. Viele sterben, weil ihnen nicht rechtzeitig geholfen wird, oft deshalb, weil mögliche Helfer nicht wissen, was sie tun müssen und womöglich verlernt haben, wie eine Herzdruckmassage funktioniert. "Viele von ihnen könnten gerettet werden, würden Augenzeugen sofort mit Maßnahmen der Wiederbelebung beginnen", sagt Karl Eugen Hauptmann, Chefarzt für Innere Medizin im Trierer Brüderkrankenhaus.

Während hierzulande Laien nur in 15 bis 25 Prozent der Fälle vor Eintreffen des Rettungsdienstes mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen würden, seien es in Schweden und Norwegen bis zu 70 Prozent. Hauptmann hat dafür eine Erklärung: "Im Norden ist Reanimation längst Teil der Lehrpläne."
"Oft wird einfach nur aus Angst und Unkenntnis, etwas falsch zu machen, Erste Hilfe unterlassen", sagt Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer. Bereits 2014 hat die Kultusministerkonferenz beschlossen, das Thema Wiederbelebung auf die Stundenpläne zu setzen. Doch nur wenige Bundesländer haben das umgesetzt. Nordrhein-Westfalen hat zu Beginn dieses Schuljahres das Modellprojekt Laienreanimation an Schulen gestartet. Im rheinland-pfälzischen Bildungsministerium sah man dafür bislang keine Notwendigkeit. Erste Hilfe sei schon jetzt ein wichtiger Bestandteil der Sicherheitserziehung und des Gesundheitsschutzes in der Schule, sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat angekündigt, sich dafür einzusetzen, dass Wiederbelebung bald bundesweit auf den Stundenplänen steht.

Das rheinland-pfälzische DRK fordert seit längerem eine flächendeckende und verpflichtende Einführung von Erste-Hilfe-Angeboten in Schulen und Kindergärten. "Kinder und Jugendliche dafür starkzumachen und ihnen das nötige Einmaleins für lebensrettende Sofortmaßnahmen mit auf den Weg zu geben, liegt deshalb auch Ärzten am Herzen", sagt Matheis. Auch die Lehrer unterstützen die Initiative. "Dies setzt voraus, dass Lehrkräfte über eine entsprechende Ausbildung verfügen", sagt Hjalmar Brandt, Landesgeschäftsführer des Lehrerverbandes VBE. Bislang würden die Lehrer lediglich in Erste Hilfe für verletzte Schüler ausgebildet.

TRIERER KLINIK UNTERRICHTET SCHÜLER
Das Trierer Brüderkrankenhaus bietet spezielle Kurse für Wiederbelebung an Schulen an. Ärzte und Pflegekräfte unterrichteten in diesem Jahr bereits mehrere Klassen von Trierer Gymnasien. Die für die Schulen im Land zuständige Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier hat nun alle weiterführenden Schulen in der Stadt angeschrieben und über das Angebot informiert. "Das Thema liegt uns sehr am Herzen, denn jeder kann helfen und man kann nichts falsch machen. Garantiert falsch wäre es aber, nicht zu helfen", sagt Karl Eugen Hauptmann, Chefarzt für Innere Medizin am Brüderkrankenhaus.

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