Guck mal, steht mir das?

TRIER. Irgendwann ist es so weit: Das Gesicht der jugendlichen Tochter zeigt unübersehbare Spuren von Lippenstift, Eyeliner und Wimperntusche. Das ist der Zeitpunkt, an dem viele Mütter einerseits in ihren Erinnerungen kramen und sich andererseits fragen: Ist das nicht noch zu früh?

Mädchen wie Hanna (12), Laura (13) und Tina (13) haben ganz klare Vorstellungen, wann der richtige Zeitpunkt für den Umgang mit dekorativer Kosmetik gekommen ist. Alle drei nennen ihr eigenes Alter. "Da kommt man in die Pubertät", sagt Hanna, "und möchte einfach mal was ausprobieren, um anders auszusehen." "Das fängt einfach so an", sagt Tina. Laura meint: "Es macht Spaß, zu probieren und dann zu wissen, wie es geht." Nicht jedes Farben-Experiment wird jedoch gleich der Öffentlichkeit präsentiert. In der Regel sind die Mütter erste Testpersonen. "Ich frage nicht direkt, was meine Mutter davon hält, bin aber neugierig, wie sie reagiert", sagt Laura. "Die Eltern müssen ehrliche Rückmeldung geben", raten die Mitarbeiter der Lebensberatungsstelle des Bistums Trier in Wittlich. "Die Kinder suchen Orientierung und Grenzen, wünschen sich auch Korrekturen. Eine ehrliche Antwort signalisiert Achtung. Auch, wenn sie negativ ausfällt, sollte sie wohlwollende Aufmerksamkeit ausdrücken. Etwa in dem Sinne: "Du bist mir so wertvoll, dass ich Dich so nicht gehen lassen kann." In den meisten Fällen funktioniert das ganz selbstverständlich. So wie bei Ute van Bellen-Schmitz, die ihre damals zwölfjährige Tochter als Ratgeberin und Vorbild unterstützte. "Natürlich muss man behutsam vorgehen, um keine Gefühle zu verletzen", sagt sie. "Erst mal hat Schminken ja etwas mit Fantasie zu tun. Da wird eine Wirkung ausprobiert, Gespür muss aber noch entwickelt werden. Ich habe meine Tochter bei der Handhabung angeleitet und sie von meinem Grundsatz überzeugt: Weniger ist mehr. Jetzt beherrscht sie das gut." Ähnliche Erfahrungen hat Annette Schares-Kauth gemacht. Ihre Tochter war vierzehn, als sie anfing, sich dezent zu schminken. "Sie hat genau den richtigen Zeitpunkt für sich gewählt und sich intuitiv an meinem Vorbild orientiert. Ich habe sie gewähren lassen, denn ich finde es gut, wenn sie hübsch sein will. Das zeigt, dass sie ihren Körper annimmt und schön findet." Schminken gehöre zur ganz normalen Entwicklung in der Pubertät, betonen die Erziehungsberater aus Wittlich. "Der Körper wird anders, als neuer Wert wahrgenommen und erfährt positive, pflegende Zuwendung." Natürlich sei eine Gratwanderung damit verbunden, da junge Mädchen mangels Erfahrung oft übertrieben geschminkt sind und darum leicht als Lolita erscheinen könnten. Hier sei die sanfte Lenkung der Eltern gefragt, verbunden mit einer Aufklärung über mögliche Signalwirkungen. Hanna und ihre Freundinnen finden das Echo ihrer Eltern schon hilfreich, auch wenn sie es nicht gerne zugeben wollen. Aber sie haben das letzte Wort: "Wir wissen doch schließlich, was zu uns passt!"

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