Harter Weg zum Traumjob

TRIER. Knapp 700 Jugendliche haben Ende August in der Region Trier noch eine Ausbildungsstelle gesucht. Die Gründe, warum sie noch nicht fündig wurden, sind so individuell wie ihre Lebensgeschichten. Vier Beispiele zeigen, wie schwer die Suche nach Job und Chef ist. Sie zeigen aber auch: Resignieren ist die schlechteste Lösung.

Nicolas Scherf hat seine Scheu überwunden - und einen Volltreffer gelandet. Er hat eine Ausbildungsstelle zum Elektro-Installateur. Nach über 30 Bewerbungen mit drei Vorstellungsgesprächen und jeder Menge Absagen war der 17-Jährige kurz vorm Verzweifeln. Nur weil sein Vater ihn dazu überredete, die Lehrstellenbörse des Trierer Arbeitsamtes zu besuchen, ist er heute Azubi. "Ich dachte, was soll ich bei der Börse. Wenn die meine Vier in Mathe sehen, winken die Chefs ohnehin ab", sagt Scherf rückblickend. Doch sein neuer Chef Ralf Stüber - Inhaber eines Energie-Fachbetriebes in Reinsfeld (Kreis Trier-Saarburg) - hat über die schlechte Note hinweggesehen. "Ich war nicht überrascht. Im Juni ist der Rahm bei den jungen Leuten abgeschöpft, deshalb haben wir bei den übrigen Bewerbern schlechte Noten hinterfragt", sagt Stüber. In Tests hat er zehn Leute geprüft. "Viele wissen nicht mal, wer Bundeskanzler ist", sagt der Chef. Von Nicolas Scherf dagegen habe er einen guten Eindruck. Motivation und Engagement sind gefragt

Ähnliche Erfahrungen hat Gerd Breiling gemacht. Dem Inhaber einer Schreinerei in Mandern (Kreis Trier-Saarburg) habe sein erster Azubi nach drei Tagen den Rücken gekehrt, die Unterlagen anderer Bewerber seien "abschreckend" gewesen. "Bei vielen fehlt die Motivation", sagt der Meister. Motivation, die ihm imponierte, brachte Uta Pavlicek mit. Für die 22-Jährige aus der Nähe von Dresden war klar, dass das Studium der Theaterwissenschaft keine Alternative zum Traumjob Bühnenbildnerin sein kann. Das Schreinern dagegen schon. 30 Bewerbungen bundesweit fruchteten nicht, erst eine Aktion der "Bild"-Zeitung brachte die Frau aus Ostdeutschland mit dem Chef aus dem Westen zusammen. "Damit hatte ich alles nur Mögliche getan", sagt Pavlicek. Mit Erfolg. Breiling stellt sie ein. Dabei war es der jungen Frau egal, wie weit der Betrieb entfernt liegt: "Ich habe mir die Firma im Internet angeschaut und mich gefreut." Die Freude von Ramona Kleifges dagegen währte nur wenige Tage. Die 18-Jährige wollte eine Lehrstelle zur Kosmetikerin oder Frisörin. Nach 40 Bewerbungen kam die ersehnte Zusage. "Ich bin eigens von den Eltern weggezogen, und nach einem Tag wollte man mich nicht mehr haben", sagt sie. Die Geschichte aus Missverständnissen und unklaren Absprachen zwischen Chef und Azubi nahm für die junge Frau ein bitteres Ende. Inzwischen jobbt sie in einer Fabrik, schreibt wieder Bewerbungen. Aufgeben mag sie nicht. Auch ein Umzug käme für die Eiflerin wieder in Frage. "Aber ich würde vorher ein Praktikum machen, um sicher zu gehen, dass man mich auch wirklich haben will", sagt sie enttäuscht. Auch Patrick Bruder ist noch auf der Suche nach einer Lehrstelle. Der 15-jährige Trierer hat schon 40 Bewerbungen geschrieben. Seine größte Enttäuschung: "Selten gab es eine Antwort. Auch auf Nachfragen nicht", sagt er. Erst habe er die Lust verloren, doch das Ziel Tischler hat ihn weitermachen lassen. Deshalb belegt er ein so genanntes Berufsgrundbildungsjahr (BGJ), in dem er sich schulisch und praktisch auf seinen Traumjob vorbereitet. Dennoch bleibt er flexibel. "Auch Maler oder Fliesenleger wären eine Alternative", sagt er. Eine wichtige Voraussetzung, doch eine Lehrstelle zu bekommen, stellt Alexandra Lossjew, Referentin für Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer Trier, klar. "Häufig halten Jugendliche an Berufen fest, von denen sie falsche Vorstellungen haben", sagt sie. Um andere Berufe in Betracht zu ziehen, müsse analysiert werden, was man könne und welche Schwächen man habe. Idealer Zeitpunkt, seinen Marktwert zu testen, ist für Jugendliche die erste Bildungsmesse "Job+Karriere" von Samstag, 27. September, bis Montag, 29. September, in den Trierer Moselauen. Hochschulen, Kammern, Gewerkschaften und Bildungsträger bieten alles rund um Aus- und Weiterbildung. Besonderes Augenmerk liegt montags auf den Jugendlichen. Es gibt einen Workshop zum Thema Bewerbungsgespräch, Bewerbungsunterlagen können eingereicht werden, Einzelgespräche sollen den Blick auf Stärken und Schwächen lenken. Der Eintritt zur Messe ist frei.

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