Heiße Debatte um das "Millionengrab"

Nach der TV-Berichterstattung zum Nürburgring-Businessplan schlagen die Wogen hoch: Während die Opposition vom Verschleiern eines "Finanzdesasters" spricht, weist die Nürburgring GmbH die Vorwürfe zurück.

Mainz. Berichte des Trierischen Volksfreunds über drohende zweistellige Millionenverluste beim neuen Freizeit- und Geschäftszentrum am Nürburgring haben teils heftige Reaktionen ausgelöst. Das Finanzministerium und die zu 90 Prozent dem Land gehörende Nürburgring GmbH wiesen die Angaben zurück. Die CDU-Opposition sieht dagegen alle Befürchtungen bestätigt. Ministerpräsident Kurt Beck und Ex-Finanzminister Ingolf Deubel (beide SPD) hätten über Monate versucht, "das sich abzeichnende Finanzdesaster am Ring zu verschleiern", kritisierte der Parlamentarische CDU-Fraktionsgeschäftsführer Hans-Josef Bracht.

Wie berichtet, geht der Businessplan für den "Nürburgring 2009" von 135 Millionen Baukosten für die Gebäude der Nürburgring GmbH aus. Durch gestiegene Baukosten und das Scheitern der von Ex-Finanzminister Deubel betriebenen Privatfinanzierung muss die Ring GmbH nun 185 Millionen Euro Kredit bei Banken aufnehmen - gesichert mit einer 100-Prozent-Bürgschaft vom Land. Der höhere Schuldendienst plus Abschreibungen fressen nach Berechnungen des Steuerzahlerbundes den prognostizierten Gewinn auf und verursachen rechnerisch Verluste von 43 Millionen.

Die Nürburgring GmbH erklärte, diese "Behauptungen" entbehrten "jeglicher Grundlage". Eine Privatfinanzierung hätte nur "eine zusätzliche Ergebnisverbesserung des Businessplans" bedeutet. Gleichzeitig bestätigte sie die aktuelle Überarbeitung der Businesspläne. Eine inhaltliche Aussage gab es dagegen seitens der Ring GmbH nicht.

"Diese Zahlen sind zum jetzigen Zeitpunkt Spekulation", sagte auch ein Sprecher des Finanzministeriums. Derzeit würden die neuen Erkenntnisse über die Kosten des Projekts zusammengestellt. Klar sei, dass die Baukosten höher lägen als zunächst geplant. "Das Dementi ist keines", sagt CDU-Mann Bracht. Die Baukostensteigerung sei längst bekannt, die Berechnungen des Steuerzahlerbundes seien wahrscheinlich. "Sollten sich die Zahlen bewahrheiten, hat Beck seine Glaubwürdigkeit restlos verspielt." Der Skandal sei vielmehr, dass der Businessplan in den vergangenen zwei Jahren nicht fortgeschrieben wurde.

Grüne werfen Ring GmbH dilettantische Arbeit vor



CDU-Fraktionsvize Alexander Licht sprach von einer "vollkommen überdimensionierten Planung" am Ring. Dem Steuerzahler entstehe in jedem Fall ein Schaden. In welcher Höhe, das werde ab Herbst der Untersuchungsausschuss Nürburgring des Landtags klären. Die Landesvorsitzende der außerparlamentarischen Grünen, Eveline Lemke, zeigt sich von den Berechnungen des Steuerzahlerbundes nicht überrascht: "Dass der Businessplan noch nicht überarbeitet ist, zeigt, wie dilettantisch der Nürburgring agiert." Diskussion auf volksfreund.de Die volksfreund.de-Leser haben das Thema bereits ausgiebig diskutiert. Über 40 Kommentare zum "Millionengrab für Steuerzahler" wurden registriert- zwei Leser meinungen: Eifel-Fan: "300 Mio. Euro für 500 Arbeitsplätze? Wenn die Landesregierung etwas für die Eifel hätte tun wollen, dann hätte sie mit dem Geld besser den Mittelstand fördern und die Infrastruktur für Pitter und Käth und nicht für Schumi & Co. ausbauen sollen." Thomas: "Die Landesregierung versucht, mit Leuchtturmprojekten Prestige zu erzielen, siehe auch das Stadion in Kaiserslautern. Hier versucht Kurt Beck auf Kosten der Steuerzahler Denkmäler zu setzen, was eine regelrechte Unverschämtheit ist. Zahlen darf es der Bürger, das ist dreist." Wer mitdiskutieren will, kann das unter volksfreund.de tun.

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