Hunde und Jungen müssen draußen bleiben

TRIER. Sie arbeiten als Beamte, als Computer-Fachmann, als Psychologe, als Buchautor. Einige sind ledig, andere verheiratet. Sie kommen aus ganz Deutschland und haben sich übers Internet kennen gelernt: Sieben Männer, die sich den Kampf für die Männerrechte auf die Fahnen geschrieben haben.

"Männer sind Schweine" - wenn Michael Sawakis aus Frankfurt diesen Titel der Punk-Band "Die Ärzte" im Radio hört, kann er über den ironischen Text überhaupt nicht lachen. "Ein trauriges Zeugnis der Geistlosigkeit unserer Gesellschaft", meint der Computerfachmann. So ein Lied zeuge davon, dass immer noch sehr ungleich mit den Geschlechtern umgegangen werde. Sawakis ist Mitbegründer der "Netzgruppe Männerrechte", mithin also ein "Männerrechtler". Was sich zunächst anhört wie politische Satire, ist für Sawakis und seine Handvoll Mitstreiter durchaus ein ernstes Anliegen. Benachteiligungen für Frauen würden mit großem Aufwand abgeschafft - doch genau das bleibe Männern verwehrt: "Bei Frauen wird alles getan, um uralte Klischees abzubauen, bei Männern aber nicht." Männer seien nie Opfer, aber sie hätten stets das Klischee der souveränen Leistungsträger zu erfüllen.Die Männergruppe, die sich über Internet kennen gelernt hat und dort auch größtenteils kommuniziert ( www.manndat.de/netzgruppe.htm), setzt sich daher "für Geschlechtergerechtigkeit und ein Ende der Diskriminierung von Männern" ein und hat eine ganze Reihe Beispiele zusammengetragen, die zeigen sollen, wie schlecht es den Männer geht.In der Öffentlichkeit etwa werde immer wieder das Thema "Gewalt gegen Frauen" thematisiert. Männer aber würden deutlich häufiger Opfer von Gewalttaten als Frauen, bei Mord und Totschlag seien 64,1 Prozent der Opfer laut Statistiken des Bundeskriminalamtes männlich. Sämtliche Argumente der Männerrechtler werden mit Statistiken und Quellenangaben genau unterfüttert - als wollten die Männer sich im Vorhinein davor schützen, als Spinner oder "Weicheier" abgetan zu werden. Denn genau das sehen sie ebenfalls als eines der gravierendsten gesellschaftlichen Probleme an: Männliche Opfer würden nicht ernst genommen.Geschlagener Mann: Eine Witzfigur

Ein geschlagener Mann werde als Witzfigur herabgesetzt. Kein Wunder, dass Gewalttaten der Frauen gegen Männer viel seltener angezeigt würden als die umgekehrten Fälle. Eine Untersuchung des Bundesfrauenministeriums zeige aber, dass die Gewalt der Frauen in der Familie der der Männer in nichts nachstehe.Vor Gericht würden Männer für die gleichen Delikte häufiger angeklagt und verurteilt als Frauen. Zudem falle das Strafmaß im Schnitt höher aus als bei Frauen, die wegen des gleichen Deliktes verurteilt würden. Auch die Arbeitsmarkt-Situation haben die Männerrechtler unter die Lupe genommen, mit aus ihrer Sicht niederschmetternden Ergebnissen: Von 1991 bis 2002 habe sich die Arbeitslosigkeit bei Männern um 76,9 Prozent erhöht, bei Frauen nur um 21,2 Prozent. Bei Jugendlichen seien Männer doppelt so häufig arbeitslos wie bei Frauen. Bei Projekten wie "Girls Day" hätten Mädchen die Gelegenheit, in Männerberufe reinzuschnuppern. Für die Förderung der Frauenintegration in männerdominierte Berufe würden jährlich 200 Millionen Euro ausgegeben - für die Integration von Männern in Frauenberufe aber gebe es nichts. Viele Veranstaltungen würden speziell auf Frauen zugeschnitten - kaum welche auf Männer. Mädchenspielplätze ("Hunde und Jungen müssen draußen bleiben") und ähnliche Einrichtungen täten ein Übriges für das Selbstbild männlicher Jugendlicher.Männer sterben im Durchschnitt sieben Jahre früher als Frauen, trotzdem werden sie im Gesundheitswesen benachteiligt, glauben die Männerrechtler. Beispiel Krebsforschung: Die Forschungsmittel für Brustkrebs lägen um ein Vielfaches über denjenigen für Prostata- oder Hodenkrebs. Beispiel Hautkrebs-Früherkennung: Bei Frauen beginne die gesetzliche Früherkennung mit dem 30, bei Männern aber erst mit dem 45. Lebensjahr. Und das, obwohl es in der Altersgruppe der 30- bis 45-Jährigen 50 Prozent mehr Hautkrebsneuerkrankungen gebe als bei Frauen.Argumente haben die Männerrechtler also zuhauf gesammelt - viel bewirkt haben sie seit ihrer Gründung im Sommer noch nicht. Per Brief haben sie nun dem rheinland-pfälzische Ministerium für Bildung Jugend und Frauen diagnostiziert, die "Lebenswirklichkeit von Männern" im Land zu ignorieren. Ähnliche Briefe haben auch schon das schleswig-holsteinische Frauenministerium, das Bundesforschungsministerium und der hessische Ministerpräsident Koch bekommen - mit wenig ermutigenden Ergebnissen, wie Michael Sawakis resümiert. Das Anliegen der Männerrechtler stoße auf Ablehnung, werde ins Lächerliche gezogen und nicht verstanden. Werden Männer tatsächlich benachteiligt? Kümmert sich die Politik nur um Frauen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in Kürze (höchsten 20 Zeilen mit 30 Anschlägen). Zur Veröffentlichung brauchen wir Ihre vollständige Anschrift.

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