Kein akuter Bedarf

TRIER. (wie) Ziel der Gesundheitsreform war es, die Kassenbeiträge zu senken und damit die Patienten zu entlasten. Doch knapp zwei Monate nach dem Start der Reform ist klar: Niedrigere Beiträge kann es nur geben, wenn die Kassen sparen.

Die Innungskrankenkasse Rheinland-Pfalz (IKK) will jährlich 500 000 Euro an Verwaltungskosten sparen und zwar durch Stellenabbau. Freie Stellen werden nicht mehr besetzt. Entlassen werden soll aber keiner der 330 Mitarbeiter (davon 40 in Trier), versicherte IKK-Sprecher Mario Thurnes. Einbußen im Kunden-Service soll es nicht geben, an Filialschließungen sei derzeit nicht gedacht. "Optimierte Verwaltungsstruktur" und "erhöhtes Engagement der Mitarbeiter" so die offizielle Mitteilung, sorgten dafür, dass die Kunden keine Nachteile durch den Stellenabbau hätten. Ob die IKK die Verwaltungkosten reduziert, um damit ihre Beiträge zu senken oder zumindest auf dem derzeitigen Niveau (14,5 Prozent) zu halten, wollte Thurnes weder bestätigten noch dementieren. Doch vieles spricht dafür, dass die Kassen nur durch drastische Maßnahmen überhaupt noch eine Möglichkeit haben, ihre Beiträge zu stabilisieren. Die von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) verlangte Beitragssenkung um 0,7 Prozentpunkte auf durchschnittlich 13,6 Prozent in diesem Jahr scheint nämlich reine Illusion zu sein. Der durchschnittliche Beitragssatz verringerte sich von 14,32 Prozent Ende vergangenen Jahres auf gerade mal 14,27 Prozent im Januar. Trotzdem hält Schmidt an ihrem Versprechen fest: Die Beiträge sinken. Die Kassen stehen also unter Druck. Ist Personalabbau die einzige Chance? Bei der AOK Rheinland-Pfalz sei das kein Thema, versichert deren Chef Walter Bockemühl. "Die AOK beabsichtigt keine Entlassungen von Mitarbeitern." Schließlich habe die Kasse innerhalb aller Ortskrankenkassen und auch im Vergleich zu den großen Ersatzkassen die geringsten Mitgliederverluste. Auch die Ersatzkassen im Land geben Entwarnung: kein Personalabbau. Die Mitgliedsentwicklung bei den Ersatzkassen sei unterschiedlich, einige hätten Mitglieder gewonnen, andere hätten die Mitgliederzahl stabilisieren können, so Axel Kollecker, Sprecher des Verbands der Angestellten-Krankenkassen Rheinland-Pfalz. Bei den Kassen mit kräftigen Mitglieder-Zuwächsen zeichne sich sogar ein zusätzlicher Personalbedarf ab. Ein "akuter einschneidender" Stellenabbau stehe jedenfalls bei den Ersatzkassen im Land nicht an. Allerdings, sagt Kollecker, zwinge die gesetzlich verordnete Deckelung der Verwaltungskosten dazu, weitere Wirtschaftlichkeitsreserven zu erschließen. Überprüfungen und Korrekturen bei der Stellenbesetzung seien daher "nicht ganz auszuschließen".

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