Mit Papa in der Krabbelgruppe

KONZ. Väter im Erziehungsurlaub sind trotz besserer gesetzlicher Möglichkeiten immer noch eine Seltenheit. Franz-Josef Knobloch aus Konz ist eines dieser seltenen Exemplare.

Franz-Josef Knobloch ist ein Exot. Er zählt zu einer absoluten Minderheit in Deutschland. Und darauf ist er stolz. Seit einem halben Jahr ist der 37-Jährige in Elternzeit, um sich um seine bald dreijährige Tochter Lena zu kümmern. Seine Frau Dagmar Serowy geht seit Januar wieder arbeiten. Gerade mal fünf Prozent der Väter in Deutschland machen es wie Franz-Josef Knobloch. Sie lassen ihren Job für eine Zeitlang ruhen, um sich der Kindererziehung zu widmen. Für den 37-Jährigen war das keine Frage, auch wenn er und seine Frau nicht von Anfang an geplant hatten, dass er zu Hause bleibt. Klar war nur, dass seine Frau nach zwei Jahren wieder arbeiten gehen wollte. Dann sollte eigentlich die in ihrem Haus in Konz wohnende Oma auf Lena aufpassen. Doch die geht erst im kommenden Jahr in Rente, ein Jahr später als zunächst geplant. "Da gab es für mich gar keine Diskussion, ich blieb zu Hause", sagt Knobloch, der wie seine Frau als Betreuer einer Behindertengruppe in der Lebenshilfewerkstatt in Trier arbeitet. "Seit ich 19 war, habe ich immer für mich selber gesorgt, habe in eigenen Wohnungen gelebt. Putzen, Kochen, Waschen - kein Problem für mich." Für ihn sei es daher keine Umstellung gewesen, plötzlich Hausmann zu sein, auch wenn sein Alltag aus mehr als Waschen, Putzen und Kochen besteht. Hausarbeit ist für ihn nicht etwas, für das er sich schämt. "Ich bin Hausmann", antwortet der begeisterte Hobby-Musiker selbstbewusst auf die Frage nach seinem Beruf. "Und Kinderbetreuer", ergänzt er. "Mir macht das Spaß. Ich bekomme so viel von Lenas Entwicklung mit, was ich sonst nicht erlebt hätte", begründet er seinen Schritt und macht allen Vätern Mut, es genauso zu machen. "Ich kann das jedem nur empfehlen. Es ist eine ganz neue Erfahrung." Auch wenn er verstehen kann, dass nicht jeder Mann es so macht wie er, viele vielleicht sogar Angst davor haben: "Wenn jemand dadurch später im Job Nachteile hat und den Anschluss verliert, ist es wahrscheinlich schwer, einfach zu Hause zu bleiben." Auch der Arbeitgeber müsse mitspielen, sagt Knobloch. Beides hat bei ihm gestimmt. Er konnte problemlos zu Hause bleiben, seinen Job in der Behindertenwerkstatt hat seine Frau übernommen. Und sein Chef gab grünes Licht dazu. "Das war natürlich Glück."Längst gut bekannt in der Krabbelgruppe

Er bereut seinen Schritt nicht. Auch wenn er schon glaubt, dass manche Tage stressiger sind, als in seinem bisherigen Job. Denn Lena fordert ihren Papa. "Manchmal komme ich nicht dazu, den Haushalt zu machen", schildert er die Probleme, die jede Mutter, die zu Hause ist, bestens kennt. Auch wenn Lena ihm oft beim Putzen oder Aufräumen helfe. Manchmal muss er warten, bis die Kleine ihren Mittagsschlaf macht. Falls er dann noch Zeit hat, gönnt er sich auch mal eine kleine Pause auf der Terrasse, legt die Beine hoch und hört Musik. Bis Lena nach drei Stunden wieder ruft: "Papa!" Mittlerweile hätten sich die Leute daran gewöhnt, wenn er morgens mit Lena einkaufe oder zum Arzt gehe. Auch in der Krabbelgruppe würde er nicht schief angeschaut. Einmal, als Lena mit ihrer Oma dorthin ging, wurde sie sogar gefragt, wo denn ihr Papa sei. "Mir ist es egal, was die Leute denken. Ich fühle mich wohl, so wie es ist." Lena lässt nichts über ihren Papa kommen. Manchmal ist ihre Mama da schon ein wenig eifersüchtig auf ihren Mann: "Die ist total auf ihn fixiert. Ihr macht es noch nicht mal etwas aus, wenn ich ein paar Tage wegfahre", meint die 34-Jährige. Sie ist stolz auf ihren Mann. "Wenn er das nicht machen würde und wir beide arbeiten gehen würden, dann hätten wir nur Stress wegen der Kinderbetreuung. Ich müsste immer auf die Uhr schauen, damit ich pünktlich zu Hause bin." Ihr Mann habe sich in dem halben Jahr positiv verändert, die Elternzeit tue ihm gut. Im Oktober wird Lena in den Kindergarten gehen. Dann geht Franz-Josef Knobloch wieder arbeiten. Doch schon bald könnten ihn die Eltern in der Krabbel- und der Turngruppe wieder sehen. Denn im Dezember bekommen die Knoblochs ihr zweites Kind. Ob er dann wieder eine Zeitlang zu Hause bleiben wird, weiß er noch nicht, aber ausschließen will er es nicht.

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