Mord an Sophie abgestritten

KOBLENZ. Der Mord an einer 18-jährigen Schülerin in der Nähe von Koblenz sorgte im April diesen Jahres landesweit für Schlagzeilen. Zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Koblenz bestritt der Verdächtige, ein 39-Jähriger aus Ochtendung, die Tat.

Wenige Stunden nach der Tat hatte die Polizei einen Tatverdächtigen ermittelt, der zu diesem Zeitpunkt vor wenigen Wochen aus dem Gefängnis entlassen worden war, wo er eine Haftstrafe wegen Vergewaltigung absaß. Ein Gutachter hatte den 39-Jährigen noch vor seiner Freilassung als gefährlich eingestuft. Die Vorwürfe gegen Reinhard S. aus Ochtendung wiegen schwer: Mord und versuchte Vergewaltigung mit Todesfolge lautet die Anklage in dem Prozess, der gestern vor dem Landgericht in Koblenz begann. Der Mann soll im April der 18-jährigen Sophia B. aus Bassenheim, die mit ihren Inlinern auf einem Radweg zwischen Ochtendung und Polch unterwegs war, aufgelauert haben. Um ihren Widerstand zu überwinden und sie zu vergewaltigen, soll er sich auf Brust- und Halsbereich der Schülerin gestellt oder gekniet haben, wobei sie erstickt sein soll. Reinhard S. war zum Tatzeitpunkt erst vor wenigen Wochen aus der JVA Diez entlassen worden, wo er eine zehnjährige Freiheitsstrafe wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung verbüßt hatte. Ein JVA-Gutachter hatte ihn vor Ablauf der Gefängnisstrafe als nicht therapierbar eingestuft. Nach seiner Entlassung war Reinhard S. wegen Selbstmordgefahr erneut in der Rhein-Mosel-Fachklinik untersucht worden, wo kein psychiatrisches Krankheitsbild festgestellt wurde. "Die Vorwürfe gegen mich sind reine Fantasie", erklärte der Angeklagte gleich zu Beginn der Verhandlung. Seinen Pflichtverteidiger lehnte er ab, da er davon ausgeht, das Gericht habe diesen manipuliert. Er wollte sich statt dessen selbst verteidigen, was der Vorsitzende Richter Ralf Bock jedoch ablehnte. Der Angeklagte quittierte daraufhin jeden Versuch seines Verteidigers, ihn zu befragen, mit Schweigen. Als dieser anbot, ihm einige Gutachten zuzusenden, herrschte er ihn an, er solle aufhören, ihm irgend etwas unterzuschieben. Den Aussagen von Zeugen, die das leblose Mädchen aufgefunden hatten, folgte er unbeeindruckt. Zusammen mit der Mutter, die den Radweg nach ihrer Tochter abgesucht hatte, hatten die beiden Radfahrer noch minutenlang versucht, Sophia wiederzubeleben. Das Verfahren dauert noch bis Februar an.

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