Neue Maschinen für neue Luxair

Zurück zum Propeller: Ab Sommer wird die Fluggesellschaft Luxair wieder Propeller-Maschinen, und zwar vom Typ Q 400, einsetzen. Der TV hat die Produktion der Flugzeuge im kanadischen Toronto beobachtet.

 Die neue Propeller-Maschine Q 400 von Luxair. Foto: Bombardier

Die neue Propeller-Maschine Q 400 von Luxair. Foto: Bombardier

 Montage im Bombardier-Werk in Toronto. TV-Foto: Bernd Wientjes

Montage im Bombardier-Werk in Toronto. TV-Foto: Bernd Wientjes

Toronto/Luxemburg. Martin Isler freut sich wie ein kleines Kind. Er ist aufgeregt. Zum ersten Mal wird er "sein Baby" sehen, die neuen Propeller-Maschinen Q 400, die hier in Toronto in der Fabrik von Bombardier gefertigt werden. In drei Wochen wird die erste von dreien in Luxemburg ankommen. Auch die anderen beiden sind bereits in der Produktion. Die grüne, mit Nieten zusammengehaltene Stahlhülle in der letzten Produktionshalle des weitläufigen Geländes nah beim Flughafen von Toronto ist eher noch ein Gerippe, die Flügel sind bereits montiert, ohne Propeller, im Innern sind Techniker dabei, Kabel zu ziehen. Flugzeugbau ist Handarbeit. "Luxair 4163" steht auf einem angeklebten Zettel an der Seite. Hier entsteht die dritte Q 400, die Luxair im vorigen Juni geordert hat. Reihe an Reihe stehen in den monströsen Hallen die halbfertigen Rümpfe der Propeller-Maschinen. Bombardier liefert fast wöchentlich eine davon aus, 56 in diesem Jahr, 70 sind bereits für 2008 bestellt, weltweit. Ein paar Hallen weiter steht die zweite Luxair-Maschine, in die gerade die für die Fluggesellschaft typisch blau-grauen Ledersitze eingebaut werden. Stolz setzt sich Isler in einen hinein und strahlt. Mit drei Bestellungen (Stückpreis rund 18,5 Millionen Euro) gehört Luxair eher zu den kleineren Kunden des kanadischen Flugzeugbauers, der am gleichen Tag bekannt gibt, dass eine US-Regionalfluggesellschaft 15 Maschinen dieses Typs bestellt hat. Trotzdem bedeutet für Luxair der Kauf der drei Maschinen nicht einfach nur eine Flottenumstellung (die fünfte innerhalb von zehn Jahren), sondern gleichzeitig auch einen Wechsel der Philosophie. Man sei eine regionale Gesellschaft, die überwiegend kurze Strecke fliegt, sagt Isler. Eine Erkenntnis, zu der man sich in den vergangenen Jahren nicht bekannt hat. Dafür gebe es derzeit keine besseren Maschinen, sagt Isler. Vor allem keine günstigeren. Selbst wenn die 72-sitzigen Flugzeuge nur zur Hälfte ausgelastet sind, rentiere sich der Flug bereits, weil der Kerosin-Verbrauch auf den Kurzstrecken geringer sei als bei den bislang eingesetzten Embraer-Jets (von denen man jetzt einen verkauft hat), aber genauso schnell (677 Kilometer pro Stunde), schwärmt der beigeordnete Luxair-Generaldirektor. Auch Jets standen in der engeren Wahl. Schließlich hat man sich dann doch für die Turboprops, die äußert leise - Q steht für quiet (ruhig) - sein und in der Luft nicht wie andere Propellermaschinen vibrieren sollen. Isler weiß, dass es nicht einfach ist, den Kunden zu erklären, warum Luxair vor zwei Jahren mit dem Verkauf der alten Fokker 50 das Ende der Propellerzeit verkündete und nun wieder umsteigt. Damals war der eloquente Schweizer aber noch nicht in Luxemburg, auch nicht der jetzige Chef Adrien Ney. Seit zwei Jahren bastelt man nun in der Luxair-Verwaltung auf dem Findel an einer neuen Fluggesellschaft. Im April sollte sie eigentlich vorgestellt werden. Nun ist der Auftritt auf Herbst verschoben. Begründet wird dies mit der verspäteten Auslieferung der ersten Q 400. Es seien aber auch noch dicke Bretter bei den Mitarbeitern zu bohren, heißt es. Immerhin ist es gelungen, im vergangenen Jahr die roten Zahlen zu halbieren. Und angeblich hat Luxair in den ersten vier Monaten des Jahres sogar ohne Minus abgeschlossen. Man sei auf dem richtigen Weg sagt Isler, als er voller Stolz in der Halle 5 des Bombardier-Werkes einen Blick auf die Maschine mit der Bezeichnung Luxair 4161 wirft. Zwei Mitarbeiter sind gerade dabei, das weiß lackierte Flugzeug zu sandstrahlen. Vor Pfingsten wird es nach Luxemburg abheben und drei Tage lang unterwegs sein - mit Zwischenstopps im kanadischen Quebec, in Grönland und Schottland, bevor es auf dem Findel aufsetzt. Im Juni wird die Q 400 zum ersten Mal zum regulären Flug nach Frankfurt abheben. Die zweite wird für die Strecke nach Paris eingesetzt, die andere nach London. Die Luxair-Piloten, die die neuen Maschinen fliegen werden, werden derzeit bei der österreichischen Tyrolean Air geschult. Als Isler am Nachmittag das Bombardier-Werk verlässt, sagt er "See you again - Auf Wiedersehen." Immerhin hat Luxair noch die Option auf drei weitere Q 400.

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