Rücktritt mit Fragezeichen

TRIER. Erich Heß, Vorsitzender der katholischen Mitarbeitervertretung Diag A, ist überraschend zurückgetreten. Über die Hintergründe seines Rücktritts schweigt er.

Erich Heß ist, besser gesagt war bis vor kurzem so etwas wie der Chef von 192 kirchlichen Mitarbeitervertretungen (mit insgesamt 16 000 Beschäftigten) im Bistum Trier. Gab's Knatsch mit dem Generalvikariat oder anderen katholischen Arbeitgebern, war Heß dafür bekannt, sich engagiert für die Interessen seiner Leute einzusetzen.Zuletzt schlug sich der Diag-Vorsitzende im Streit um die Höhe des Weihnachtsgelds 2002 (der TV berichtete mehrfach) auf die Seite von 13 000 Erzieherinnen, Pfarrsekretärinnen, Küstern und Chorleitern. Dass Erich Heß dabei nicht locker ließ und mitunter deutliche Worte fand, soll manchem im Trierer Generalvikariat übel aufgestoßen sein, heißt es - allen voran Generalvikar Werner Rössel. Gerüchten zufolge soll der Verwaltungs-Chef von Bischof Reinhard Marx Heß deshalb kürzlich "die Pistole auf die Brust gesetzt haben", was im Bistum heftig dementiert und auch vom ehemaligen Diag-Chef selbst nicht bestätigt wird.Erich Heß ist plötzlich auffallend ruhig geworden, teilte dem TV auf Anfrage lediglich schriftlich mit, dass er sein Amt niedergelegt habe und er keine öffentlichen Erklärungen mehr abgeben werde. Gleiches gelte auch für seine ebenfalls zurückgetretene Stellvertreterin Lydia Schmitt.Durch die Blume mit Kündigung gedroht

Auf den Fluren des Generalvikariats ist indes zu hören, dass dem "GV", wie Rössel intern genannt wird, einige von Heß im Trierischen Volksfreund gemachte Aussagen zum Weihnachtsgeld-Streit missfallen haben sollen. Dem obersten Mitarbeitervertreter sei daraufhin "durch die Blume mit Kündigung gedroht" worden, heißt es. "Das Gerücht entbehrt jeder Grundlage", kontert dagegen Bistumssprecher Hans Casel. "Wir haben lediglich von Herrn Heß wissen wollen, ob die Zitate von ihm im TV korrekt sind." Dass Heߑ Rücktritt wohl doch nicht ganz freiwillig war, ist indes den Aussagen seines Kollegen Ulrich Hendricks zu entnehmen. "Jetzt hat das Bistum erreicht, was es wollte. Es muss doch möglich sein, eine Meinung zu äußern, ohne deshalb angegriffen zu werden", sagte der Vorsitzende der Diag B unserer Zeitung. Die Diag B repräsentiert 190 Mitarbeitervertretungen von katholischen Krankenhäusern, Altenheimen und Caritasverbänden mit insgesamt 38 000 Beschäftigten.Nach dem überraschenden Rücktritt von Heß und Schmitt steht die Diag A nun ohne Vorsitzende da. Wie Heß schriftlich mitteilte, sei "zur Zeit" auch kein anderes Vorstandsmitglied bereit, den Job zu übernehmen. Über die Gründe schweigt er sich aus. "Wir sind auf ein konstruktives Miteinander angewiesen", antwortete Bistumssprecher Hans Casel auf die Frage nach dem zukünftigen Verhältnis von kirchlichen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Hierzu bedürfe es auf beiden Seiten kompetenter Partner.

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