Schul-Tüv stößt auf Skepsis

MAINZ. Auf Skepsis stößt der von Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) geplante "Schul-Tüv" bei der CDU-Opposition im rheinland-pfälzischen Landtag und bei den Lehrerverbänden.

 Mit einem Schulranzen-Tüv, wie hier bei einem Projekttag an der Grundschule Pfalzel, hat die neue Landesinitiative nichts zu tun. Vom kommenden Schuljahr an soll die Qualität des Schulunterrichts in Rheinland-Pfalz von Experten begutachtet werden. Foto: TV-Archiv/Gabriela Böhm

Mit einem Schulranzen-Tüv, wie hier bei einem Projekttag an der Grundschule Pfalzel, hat die neue Landesinitiative nichts zu tun. Vom kommenden Schuljahr an soll die Qualität des Schulunterrichts in Rheinland-Pfalz von Experten begutachtet werden. Foto: TV-Archiv/Gabriela Böhm

Vom kommenden Schuljahr an soll die Qualität des Schulunterrichts in Rheinland-Pfalz von Experten begutachtet werden. Dazu wird nach Angaben des Bildungsministeriums vom Mittwoch die "Agentur Qualitätssicherung, Evaluation und Selbstständigkeit von Schulen" gegründet. Die Fachleute sollen regelmäßig die Schulen besuchen. Es soll lediglich ein teures Kontrollorgan geschaffen werden, ohne dass die Schulen mehr Geld und Lehrer bekommen, um die steigenden Qualitätsanforderungen zu erfüllen, kritisiert die CDU-Fraktion im Mainzer Landtag. Die Grünen begrüßen dagegen die "Agentur Qualitätssicherung", fordern aber mehr Unterstützung für Schulen. Ein "billiges Ablenkungsmanöver von zum Teil äußerst problematischen Lernbedingungen", schimpfte der CDU-Bildungsexperte im Landtag, Josef Keller. "Wer Qualität überprüfen will, muss die Schulen zuerst in die Lage versetzen, qualitativ lehren zu können und lernen zu lassen." Keller fordert, erst ein Konzept über die künftige Rolle der herkömmlichen Schulaufsicht vorzulegen. Sollten dann noch Schul-Inspektoren nötig sein, dürften sie "nicht zum verlängerten Arm der Ministerin" werden und "müssen auch die Freiheit haben, auf Versäumnisse der Politik hinzuweisen". Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht die Schulen "durch noch mehr Kontrollbürokratie in die Zange genommen". Landesvorsitzender Johannes Müller lehnt ein "Schul-Ranking unter ungleichen Bedingungen" ab und warnt vor einem bürokratischen Wasserkopf. Eine Agentur habe nur Sinn, wenn sie Schulen bei Reformen unterstützt. GEW-Landesvorsitzender Tilman Boehlkau würde das Geld für die Agentur lieber den Schulen zur Verfügung stellen. "Immer mehr von den Lehrkräften zu fordern, ohne die pädagogischen Rahmenbedingungen zu verbessern, kann auf Dauer nicht gut gehen." "Allein vom Wiegen wird die Sau nicht fett", zitiert Landesvorsitzender Bernd Karst vom Verband Deutscher Realschullehrer eine Bauernweisheit. Vielmehr bräuchten die Schulen Hilfe bei der Umsetzung der Bildungsstandards. Eine zentrale Abschlussprüfung zur Mittleren Reife "wäre unbürokratischer und kostengünstiger zu haben als eine neue Agentur". "Das Wiegen ist notwendig. Aber um die Sau fett zu machen, brauchen wir die Ressourcen", sagt Nils Wiechmann, Bildungsexperte der Grünen im Landtag. Er sieht die langjährige Forderung der Grünen nach "mehr Selbstständigkeit für die einzelne Schule bei gleichartigen Standards und der regelmäßigen Überprüfung" erfüllt. Wenn die Prüfer Verbesserungsvorschläge für eine Schule machen, müsse das Ministerium die Mittel dafür zur Verfügung stellen.

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