Schweigen ist Ehrensache

Vor dem Trierer Landgericht müssen sich seit gestern fünf Männer aus dem Kosovo verantworten. Die zwischen 30 und 37 Jahre alten Angeklagten sollen für eine ganze Serie von Einbrüchen und Diebstählen in der Region verantwortlich sein.

Trier. Der Vorsitzende Richter Albrecht Keimburg weiß, was ihm blühen kann. Muss er in dem Diebstahls-Prozess alle 18 angeklagten Fälle durchexerzieren, werden - bis zu einer möglichen Verurteilung der fünf Angeklagten - wohl einige Monate ins Land gehen. Deshalb macht Keimburg gleich am ersten Prozesstag einen Vorschlag zur Güte: "Ich gebe den Verteidigern und dem Staatsanwalt jetzt mal Gelegenheit, ihre Köpfe zusammenzustecken", sagt der Vorsitzende. "Das Gespräch könnte ja zu einem ökonomischen Verfahren beitragen." Könnte, hat's aber wohl nicht. "Das Ganze hat sich ziemlich zäh gezogen", meint anschließend die Trierer Rechtsanwältin Sylvia Karrenbauer. Die Verteidigerin vertritt einen der Hauptangeklagten. Ähnlich sieht es auch ihr Kollege Paul Greinert: "Viel Konkretes ist bei dem Gespräch nicht herausgekommen."Halsbrecherische Verfolgungsjagd

So deutet derzeit noch wenig auf einen kurzen Prozess hin. Schwer vorstellbar noch, dass einer der fünf Angeklagten plaudert. Denn die allesamt aus dem Kosovo stammenden Männer sind untereinander verwandt, drei von ihnen sind sogar Brüder. "Da gehört es zum Familienkodex und ist es Ehrensache, dass man schweigt", sagt einer der Prozessbeteiligten. Die größtenteils gut Deutsch sprechenden Angeklagten sollen in den Jahren 2005 und 2007 in Dutzende Firmen und Wohnhäuser eingebrochen sein und dabei vor allem Geld, Schmuck und andere Wertsachen gestohlen haben. In der Region Trier waren die in wechselnder Besetzung agierenden Männer laut Staatsanwalt Matthias Teriet in Arzfeld, Irrhausen, Brandscheid (alle Eifelkreis Bitburg-Prüm) und Freudenburg (Kreis Trier-Saarburg) am Werk. Bei einem der Einbrüche wären nach Angaben Teriets zwei der Angeklagten um ein Haar gefasst worden, als ein Polizeiwagen das Fluchtauto von der Straße abgedrängt hatte. Doch den Insassen gelang noch einmal die Flucht.Ähnlich wie fünf Jahre zuvor. Da sollen sich dieselben beiden Insassen eine halsbrecherische Verfolgungsjagd mit der Polizei durch die Leverkusener Innenstadt geliefert haben, bei der die Beamten sogar mehrere Schüsse auf den zuvor gestohlenen Opel Kadett abfeuerten. Die Räuber verunglückten zwar mit dem Auto, flüchteten aber - bevor die Polizei sie dann doch schnappte.Drei der Angeklagten sitzen in Untersuchungshaft, zwei sind auf freiem Fuß. Der Prozess gegen das Quintett wird in zwei Wochen fortgesetzt.

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