Statistiker relativieren Bevölkerungs-Schwund

MAINZ. (win) Erst nimmt die Alterung der Bevölkerung merklich zu, dann sinkt wegen anhaltend niedriger Geburtenraten die Einwohnerzahl drastisch: Rheinland-Pfalz steht in den nächsten Jahrzehnten vor gravierenden Umwälzungen.

"Wir schreiben 600 Seiten zusammen, und die einzige Ursache ist: Wir haben zu wenig Kinder." Auf diesen Punkt brachte der Präsident des Statistischen Landesamtes, Jörg Berres, die Diskussion um die Folgen der Bevölkerungsentwicklung, die im neuesten Bericht "Rheinland-Pfalz 2050" aufgezeigt werden. Vor zwei Jahren legten die Statistiker bei ihrem Blick in die Zukunft noch die ungünstigste Variante zugrunde und unterstellten einen landesweiten Bevölkerungsrückgang von vier auf unter drei Millionen Einwohner. Ihre neue Ausgangs-Modellrechnung (mittlere Variante) baut zwar weiterhin auf eine gleichbleibende Geburtenziffer von durchschnittlich 1,4 Kindern pro Frau auf. Allerdings wird jetzt von einer um vier Jahre ansteigenden Lebenserwartung und eine jährliche Zuwanderung von 5000 Menschen ausgegangen. Folge: Die Einwohnerzahl sinkt nur noch auf 3,3 Millionen, und die von der Bevölkerungsabnahme besonders betroffene Westpfalz schrumpft nicht mehr um knapp 30, sondern nur noch um 21,5 Prozent. Allerdings bleiben vor allem Pirmasens und die Südwestpfalz weiterhin die von der Entwicklung am härtesten betroffene Region. Für den Raum Trier unterstellt die neue Ausgangsbasis nur noch einen Bevölkerungsschwund von 17 statt 24 Prozent. Wird die mittlere Variante der Modellrechnung zugrunde gelegt, ergibt sich für Rheinland-Pfalz insgesamt bis 2015 nur ein geringer Einwohnerrückgang (minus 2,4 Prozent), bis 2050 jedoch noch immer ein Minus von fast 18 Prozent. Die Auswirkungen bleiben gleichwohl gravierend. Es werden fast 40 Prozent weniger Kindergartenplätze gebraucht, die Zahl der Schulabgänger geht um ein Drittel zurück, und auf dem Arbeitsmarkt wird es mittelfristig zu Nachwuchsproblemen bei Fachkräften kommen. Gesteigert werden muss laut Berres auch die Erwerbstätigkeit bei den Frauen ingesamt und bei Männern über 60 Jahren, bei denen nur noch jeder Dritte im Arbeitsleben steht. Gelingt dies nicht, kommen 2030 auf vier Erwerbstätige nicht wie bisher zwei, sondern drei Nicht-Erwerbstätige.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort