Stelzen-Laufen statt verkümmern

MAINZ. (win) Ein neues Projekt "Gesundheitsteams vor Ort" soll Familien in sozial schwierigen Lagen eine bessere Gesundheitsvorsorge ermöglichen. Modellhaft wird der Weg zu mehr Beratung und einem leichteren Zugang zum Gesundheitswesen in Trier-Nord und dem Mainzer Stadtteil Neustadt beschritten.

Maria Ohlig, Quartiermanagerin im Projekt sozial Stadt in Trier-Nord, ist Aufbauarbeit gewohnt: Seit Jahren ist sie in der Sozialarbeit im benachteiligten Stadtteil aktiv. Seit einigen Monaten wird dieses Projekt auch mit dem Modell "Gesundheitsteams vor Ort" verknüpft, das Sozialministerin Malu Dreyer am Freitag in Mainz vorstellte. Höchst unterschiedlich sind die Angebote in Trier-Nord, um Vorsorge-Bewusstsein, Beratung und Gesundheitsthemen an eine oft schwierige Klientel zu bringen. Für Beratungssprechstunden im Stadtteilbüro, in denen ausdrücklich nicht behandelt wird, wurden Ärztinnen und eine Hebamme gewonnen. Es gibt Sportangebote für Frauen und Kinder, Ernährungsinformation und speziell für Mädchen einen "Gesundheits-Führerschein". "Wir brauchen einen langen Atem, um den Menschen das Thema Gesundheitsvorsorge nahe zu bringen", sagt Maria Ohlig. Sie setzt dabei vor allem darauf, die Eltern über die Kinder in Kindergarten und Schule zu erreichen. Beim Nachwuchs ist die Resonanz bereits groß. Der Renner ist das Angebot "Stelz-Art", das der alarmierenden Bewegungsarmut bei Kindern das Erlernen des Stelzen-Laufens entgegensetzt. Menschen zur Eigenvorsorge für ihre Gesundheit zu bringen und im Zweifelsfall Brücken zum Arztbesuch bauen, so lautet die Intention des Projekts in Trier und Mainz, an dessen Kosten von 93 000 Euro sich auch mit einem Drittel die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen. Sprachbarrieren und fehlende Aufklärung hielten viele Menschen in Stadtteilen mit sozialen Problemen, Arbeitslosigkeit und hohem Einwandereranteil von Arztbesuchen, Impfungen und wichtigen Vorsorge- oder Früherkennungsuntersuchungen ab, so Dreyer. Für sie sind die "Gesundheitsteams vor Ort" ein Weg, Barrieren abzubauen und die Menschen dort zu erreichen, wo sie leben, um vor allem eine Verbesserung der Gesundheitssituation in den Familien zu erreichen. Das Projekt stehe ausdrücklich nicht in Konkurrenz zu den örtlichen Gesundheitsangeboten, sondern es verweise auf sie, betonte die Ministerin. Eine Ausweitung des Modells ist nach ihren Angaben aktuell allerdings nicht geplant.

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