Streichel-Einheiten

Die FDP ist nicht irgendeine Partei und Rainer Brüderle erst recht nicht irgendein Landesvorsitzender und Bundespolitiker – das wurde spätestens beim 60. Geburtstag des Markenzeichens der rheinland-pfälzischen Liberalen klar.

Die FDP ist nicht irgendeine Partei und Rainer Brüderle erst recht nicht irgendein Landesvorsitzender und Bundespolitiker – das wurde spätestens beim 60. Geburtstag des Markenzeichens der rheinland-pfälzischen Liberalen klar. Rund 600 Gäste kamen zum Empfang in Mainz und viele der Geschenke erwiesen sich als mehr oder weniger getarnte Botschaften. Partei-Vize Hans-Artur Bauckhage schenkte einen gelb-blauen Taktstock, nach dem sich die Landes-Liberalen wohl gerne richten. Fraktionschef Joachim Mertes überreichte ein symbolträchtiges Bild, das gelbe Vögel zeigt, die der roten Sonne entgegen fliegen. CDU-Vorsitzender Christoph Böhr hofft auf die Zukunft und hatte eine gelb-schwarze Krawatte mitgebracht. Er überreichte zudem "das Beste vom Roten", nämlich zwei Flaschen Schwarzriesling, um einen Farbenwechsel auch schmackhaft zu machen. Laut dem Unions-Vormann haben es die Liberalen eh’ leicht, immer gut gelaunt zu sein, schließlich werden sie "von beiden Seiten gestreichelt". Ihre einzige Qual sei meist nur die Wahl des Koalitionspartners. FDP-Parteichef Guido Westerwelle hielt sogar das eigens frisch gedruckte erste Plakat für den Bundestagswahlkampf bereit: Es zeigt Rainer Brüderle mit der Aufforderung an den Wähler: "Stärken Sie den Mittelstand". FDP-Bundestagsfraktionsvorsitzender Wolfgang Gerhardt begrüßte seinen Stellvertreter im dynamischen "Club der Sechszylinder" und stellte zu dessen 22 Jahren als Parteichef anerkennend fest: "Länger im Amt ist nur Fidel Castro." Er würdigte seinen Freund Rainer als machtbewussten und harten Verhandler und räumte ein, dass er über Brüderles Koalitionspartner Kurt Beck auch das ein oder andere Mal verständnisvoll gedacht hat, "leicht hat der es auch nicht". Der so viel Gelobte und Geehrte stellte in der ihm eigenen spitzbübischen Art fest: "Ich neige dazu, dies alles zu glauben." Und da er mit 60 gerade mal die Pubertät hinter sich gelassen habe, kündigte er an, mit ihm sei "noch zu rechnen". Schließlich wolle man mit Mainzer Schwung in Berlin noch "etwas wenden". Dort werden beim zweiten Geburtstagsempfang nächste Woche wohl wieder Streicheleinheiten fällig.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort