Videospiele statt Patrouillen

BAUMHOLDER. Nach wie vor befinden sich die am 10. November feierlich aus Baumholder verabschiedeten und über Ramstein ausgeflogenen 3500 Soldaten der 1. US-Panzerdivision in Kuwait und warten auf ihren Marschbefehl in den Irak. Ob es dazu kommt, ist ungewiss.

Bereits Ende Dezember entschied das Verteidigungsministerium in Washington aufgrund der Reduzierung der an der "Operation Iraqi Freedom" aktiv beteiligten Brigaden von 17 auf 15, die Aufgabenstellung für die Truppe aus Baumholder zu modifizieren. Demnach verbleibt sie im Nachbarland als "Call-forward-force", die im Bedarfsfall eingreift. Im Camp Buehring leben die GIs in Zelten und Containern. So kämpfen die "Old Ironsides" nicht wie erwartet gegen "Insurgents" (Aufständische), sondern primär gegen die Langeweile an. Videospiele sind die beliebteste Freizeitbeschäftigung, berichtet die Militärzeitung "Stars and Stripes". Aber die Stimmung im Heer ist gespalten: Die Einen sind enttäuscht, dass sie nur üben dürfen, statt im Irak zu patrouillieren und dazu beizutragen, Sicherheit und Ordnung zu schaffen und den Wiederaufbau des Landes zu begleiten. Andere zeigen sich erleichtert, dass sie sich noch nicht in Unruheherde und Gefecht stürzen mussten, und hoffen, dass es so bleibt. Denn viele wurden zum zweiten Mal ins Krisengebiet beordert und sind sich der Risiken bewusst, denen sie im Irak ausgesetzt sind. Zwischen April 2003 und Juli 2004 hatten die Baumholderer einen hohen Blutzoll zu zahlen: 18 von ihnen fanden den Tod, Hunderte wurden verwundet. Hatten damals drei Männer schon bei der Vorbereitung in Kuwait ihr Leben gelassen, so sind derzeit noch keine Verluste zu beklagen, informiert Madeleine Dwoiakowski, Public Affairs Office der US-Garnison im Westrich. Zwei Monate nach der zweiten Brigade aus Baumholder ist die im hessischen Friedberg stationierte erste Brigade ebenfalls in der Golfregion eingetroffen. Bereits vor Weihnachten wurden mehr als 100 Panzer und sonstige Fahrzeuge verschifft. Zunächst ist der Auftrag im Nahen Osten auf zwölf Monate befristet. Gerüchte, dass die Soldaten schon im Sommer teilweise oder ganz zurück auf den Heimatstützpunkt verlegt werden, bestätigt die Army nicht. Vielmehr sollten sie in der Wüste bleiben, um auf neue Herausforderungen prompt reagieren zu können. Letztlich hänge die Entscheidung, wie lange das Engagement dauere, von der Entwicklung im Irak ab. Voraussichtlich ist der jetzige Einsatz der letzte, zu der die auch im ersten Golfkrieg 1991 und bei den Balkankonflikten geforderte First Armored Division von Standorten in Deutschland startete. Wann die Soldaten mit ihren Familien in die Vereinigten Staaten umgesiedelt werden, ist noch offen.

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