"Wir brauchen die Mühen vieler"

TRIER. Im Januar hatte die Nikolaus-Koch-Stiftung zu einem Ideen-Wettbewerb gegen Schulverweigerung und –verdrossenheit aufgerufen. 36 umfassende Bewerbungen gingen ein, viele davon rücken nun der Realisierung ein Stück näher.

"Ein richtig schöner Tag für uns", so begrüßte der Stiftungsvorsitzende Manfred Bitter die versammelte Presse, als er die Träger des ersten Nikolaus-Koch-Preises vorstellte. Er meinte sicher nicht die dramatische Problemlage, sondern den Umstand, dass die finanzielle Hilfe der Stiftung engagierte Initiativen im Kampf gegen Schulverweigerung unterstützt und ermutigt. Immer mehr unentschuldigte Fernbleiber vom Unterricht, fast zehn Prozent eines Jahrgangs, die keinen Schulabschluss schaffen: Schulverdrossenheit sei "längst kein Einzelphänomen mehr", analysierte Bitter. Angesichts dieser Lage wolle sich die Koch-Stiftung "nicht nur der Hochbegabten-Förderung widmen", Projekte am anderen Ende der Skala seien "eine notwendige Ergänzung".Vorschläge von beachtlicher Qualität

36 konkrete Vorschläge waren auf die Ausschreibung im Januar eingegangen, ausnahmslos "von beachtlicher Qualität", wie Bitter attestierte. Manchem sei "die Größe des Problems erst angesichts der Ausschreibungsergebnisse klar geworden", ergänzte Stiftungs-Vorstand Uwe Jacobsen.Der erste Preis in Höhe von 50 000 Euro wurde von einer sachverständigen Jury einem Projekt der "Gesellschaft für psychologische und soziale Dienste" in Trier zuerkannt, das die Sache bei der familiären Wurzel packen will. "Aufsuchendes Krisenmanagement bei Schulverweigerung" heißt das in der Pädagogensprache, zu Deutsch: Man geht zu den schwänzenden Schülern nach Hause, und versucht, die Familien in eine Lösung einzubinden. Die Ursachen für Schulverdrossenheit seien nicht immer in der Schule zu suchen, heißt es in der Begründung. Die systematische Einbeziehung des Umfelds habe "hohes innovatives Potenzial".Muss dieses Projekt erst aufgebaut werden, so dient der zweite Preis in Höhe von 20 000 Euro der "qualitativen und quantitativen Ausweitung" (Bitter) eines vorhandenen Ansatzes. Der Palais e.V. in Trier unterhält eine Initiative, die versucht, Schulverweigerer in enger Kooperation mit den Schulen durch individuelle außerschulische Unterrichts-Angebote wieder fit zu machen für ein Leben mit Perspektive. Je 10 000 Euro gehen als dritter Preis an die Martin-Luther-King-Schule in Traben-Trarbach und den Trierer Bürgerservice in Zusammenarbeit mit der Kurfürst-Balduin-Hauptschule. Auch Schulen selbst seien gefragt, präventiv gegen Schulverdrossenheit zu arbeiten, heißt es in der Begründung. Angesichts der zahlreichen umsetzungswürdigen Vorschläge entschloss sich die Jury, weitere elf "Anerkennungspreise" von je 1000 Euro zu vergeben, unter anderem für ein Projekt der Klasse 4 b der Grundschule Zeltingen-Rachtig. "Die werden einen Salto schlagen", freute sich Bitter für seine jüngsten Gewinner.Die Nikolaus-Koch-Stiftung werde die Preisträger, aber auch die anderen Bewerber bei der Umsetzung ihrer Ideen "nicht alleine lassen", kündigte der Stiftungs-Chef an. Man hoffe auf eine "Multiplikatoren-Wirkung", ergänzte Vorstandsmitglied Norbert Kohler. Allerdings könne die Stiftung solche Projekte nicht alleine finanzieren, "auch die öffentliche Hand" sei gefragt. "Wir brauchen die Mühen vieler", sagte Bitter.Die offizielle Preisverleihung ist am 10. Oktober im Kurfürstlichen Palais.

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