Wort-Geschosse

Was wäre Politik ohne wortgewaltigen Theaterdonner?! Vor einem halben Jahr rauchten aus diesem Grund CDU-Fraktionschef Christian Baldauf und sein SPD-Kollege Jochen Hartloff schon einmal mehr oder weniger erzwungen bei Landtagspräsident Joachim Mertes zu Mozarts Nachtmusik eine "Friedenspfeife".

Ein wochenlanger Streit mit gegenseitigen Täuschungs- und Lügenvorwürfen in der Affäre um den als Hochstapler enttarnten CDU-Oberbürgermeisterkandidaten für Landau hatte für reichlich Zoff in Parlament und Ältestenrat gesorgt. Diese Woche darf sich das Verständigungsgremium erneut mit der raueren Gangart im Landtag beschäftigen. Ministerpräsident Kurt Beck hatte Baldauf nämlich bei der Debatte im Streit um eine höhere Beamtenbesoldung in einem Zwischenruf als "Primitivling" bezeichnet und der Lüge geziehen. "Da wurden Grenzen überschritten", heißt es erbost bei der CDU. Der Landtagspräsident müsse reagieren.Doch Mertes winkt ab. Zwar hatte er nicht zu besagter Stunde die Sitzungsleitung. Doch hätte auch er Beck nur gerügt, wenn der als Abgeordneter gesprochen hätte, sagt Mertes. Bei einem Zwischenruf von der Regierungsbank sieht das für ihn jedoch anders aus. Regierungssprecher Walter Schumacher will mit einem Brief an Mertes zur Beruhigung der Gemüter beitragen: Manchmal breche sich eben auch bei einem Regierungschef die Leidenschaft in der Politik Bahn, so seine vage Erklärung. In der Staatskanzlei wird intern auch darauf verwiesen, dass Baldauf Beck schon "arglistige Täuschung" unterstellt und als "Scheinheiligen" tituliert habe. Sicher scheint nur eines: Das Schimpfwörterlexikon beider Seiten mit Wort-Geschossen ist wohl noch nicht erschöpft. ca/sey

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