Abschied von einem Mann der Weltgeschichte

IGEL/RUWER/WALDRACH. Papst Johannes Paul II. ist tot. In Stadt und Landkreis wurde seit Tagen um den sterbenden großen Kirchenführer getrauert. Die Freude der Erstkommunionkinder am Weißen Sonntag wurde aber nicht getrübt.

Der Aufforderung "Lasset uns beten" waren in den letzten Tagen viele Gläubige auf dem Lande nachgekommen. Zwar gab keine spontanen Gebetsstunden wie in verschiedenen Großstädten, aber die Kirchen füllten sich mehr als an normalen Tagen, und es wurden mehr Kerzen im Gedenken an den Heiligen Vater angezündet.Samstag, 18.30 Uhr, in Igel: Pfarrer Hermann Zangerle zelebriert in der Pfarrkirche St. Dionysius die Heilige Messe. Eigentlich ist alles ganz normal, aber die Messetexte, die Fürbitten und die Gebete sind an diesem Abend speziell auf die Situation in Rom abgestimmt. Wenn alle Welt mit großer Betroffenheit und tiefer Anteilnahme in den Vatikan blickt, wollen sich die Igeler anschließen. Bitten um einen leichten Übergang

Mit dem Gottesdienst wünschen die Gläubigen, dass Gott dem Papst die Kraft und die Stärke gibt zu beten: "Herr, Dein Wille geschehe." Papst Johannes Paul II. soll nach ihrem Willen "loslassen und in Ruhe gehen können". Pastor Zangerle: "Jetzt noch um Genesung zu bitten, wäre nicht angebracht. Wir wollen daher in den Fürbitten um einen leichten Übergang nachsuchen." Der Papst habe Gottvertrauen vorgelebt, sagt der Pastor, trotz aller von ihm durchlebten Widrigkeiten während seines Lebens. Die Katholiken sind in diesen Augenblicken dem Papst im Gebet besonders verbunden. Diese Verbundenheit kommt aber nicht nur in den gemeinsamen Fürbitten, sondern auch im persönlichen Gebet zum Ausdruck. Und hinter allem steht die Aussage: "Der Papst ist ein großer Mann der Kirchen- und Zeitgeschichte. Er überzeugte durch Glaubwürdigkeit, missionarischen Willen und Werte, die er selbst vorlebte."Glocken bringen Gewissheit

Samstag, 22.05 Uhr, in Waldrach:Die Glocken beginnen zu läuten. Eine ungewöhnliche Zeit für diese mehrstimmige Botschaft, die aber Gewissheit bringt. Viele Menschen haben die Nachricht eigentlich erwartet, treffen sich schweigend auf der Straße und lauschen dem Geläut. In den Nachrichtensendungen wird verkündet: "Papst Johannes Paul II. ist tot".Sonntag, 9.45 Uhr, in Ruwer:Pfarrer Rainer Justen, der Kirchenchor, der Musikverein und die Gemeinde holen 14 Mädchen und Jungen an der Schule ab und geleiten sie in die Pfarrkirche St. Klemens. Die Erstkommunion-Kinder sind alle in weiße Kutten gekleidet. Die Kerzen brennen. Von Trauer um den verstorbenen Papst ist in dieser frohen Stunde für die Kinder nichts zu merken. Trauerbeflaggung oder eine Änderung im Ablauf des vorgesehenen Gottesdienstes will Pastor Justen an diesem Tag nicht haben. Der Freudentag soll nicht beeinflusst werden. Zu den Kindern sagt er: "Es ist euer Tag, zu dem Jesus Euch einlädt." In seiner Ansprache geht er kurz auf die Bilder ein, die im Fernsehen aus Rom übermittelt wurden. "Wir können davon ausgehen, dass der Papst friedvoll und voller Vertrauen und Hoffnung gestorben ist." Die Erstkommunion-Kinder sollen ihren großen Tag ganz nach dem Wunsch von Papst Johannes Paul II. feiern: "Ich bin froh, seid Ihr es auch." Pastor Rudolf Laub aus Waldrach verkündet im Anschluss an die Feier am Weißen Sonntag: "Bis zur Beisetzung des Papstes werden täglich um 12 Uhr die Glocken läuten." Ferner sind in den Pfarreien in dieser Woche Requien vorgesehen.

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