Allein und ausgebrannt

FÖHREN. Das Leben von Michaela Gromzick und ihren Kindern Jana und Marvin ist aus den Fugen geraten: Durch einen Dachstuhlbrand in ihrer Wohnung, ausgelöst durch einen technischen Defekt an einer Steckdose, wurde die Familie obdachlos. Seither schläft sie jede Nacht woanders und macht auf der Suche nach einer Bleibe erschütternde Erfahrungen.

Der Schock ist Michaela Gromzick noch deutlich anzusehen. Während ihrer Arbeitszeit am Freitagmorgen erreichte sie der Anruf ihres zwölfjährigen Sohnes Marvin: "Komm schnell, das Haus brennt!" Weil Ferien waren, hielt sich der Junge alleine zu Hause in Föhren auf. Zum Glück spielte er draußen, ausgerechnet in der Nähe der Feuerwache. Den ausrückenden Löschfahrzeugen lief er hinterher und sah entsetzt, dass es sein Zimmer war, aus dem die Flammen schlugen. Er rief noch: "Mein Hund ist noch da drin!" Aber ein Nachbar hatte das Tier bereits gerettet. Michaela Gromzick weiß nicht mehr, wie sie den Weg von Trier nach Föhren bewältigte, nur an ihre Fassungslosigkeit und die zitternden Knie erinnert sie sich genau. "Dann kam ein ganz lieber Brandmeister, der nahm mich in den Arm und meinte: ,Mädchen, das wird schon’. Er sagte aber auch, dass das Haus unbewohnbar sei." Für ihre Kinder, denen nichts geblieben war als die Kleider, die sie am Leib trugen, suchte Michaela Gromzick daraufhin eine Unterkunft. Die glaubte sie bei ihrem wiederverheirateten Ehemann zu finden. Doch dort hieß es: "Für euch ist die Tür hier zu", erzählt die 14-jährige Jana. Seither tingeln die vier durch die Fremdenzimmer von Freunden und Bekannten. Die Versicherung bietet ihnen zwar eine Unterkunft in einem Hotel an. "Aber das ist mit zwei Kindern und einem Hund schwierig", meint Michaela Gromzick. Stattdessen sucht sie fieberhaft nach einer neuen Wohnung. Die erste Ernüchterung erlebt sie, als sie sich um eine Vierzimmerwohnung in Schweich bemüht: "Sie haben keinen Partner? Alleinerziehend? Das wollen wir hier nicht", muss sie sich anhören. Eine ähnliche Absage erhält sie in Mehring, nachdem die Vermieterin zunächst ihr Mitleid versichert hat. Ein Gang auf die Verbandsgemeinde-Verwaltung in Schweich bringt ihr zwei Kopien von Wohnungsanzeigen aus dem Amtsblatt ein: "Aber sonst müssen Sie sich selbst kümmern, dafür sind wir nicht zuständig." Michaela Gromzicks Tage verlaufen nervenaufreibend zwischen Fahrten in die Schulen und zurück, der Organisation von Kurzzeit-Bleiben, dem Beruf und der Bewältigung des Unglücks und seiner Folgen. Schuldgefühle, weil Marvin am Freitag allein war, Angst und Unsicherheit machen sich breit. Hinzu kommen unterschwellige Schuldzuweisungen von den Vermietern der ausgebrannten Wohnung und deren Aufforderung, die alte Wohnung zu räumen und einen Container zu besorgen, der den Brandschutt aufnehmen soll. In das erst vor fünf Jahren renovierte Haus will Michaela Gromzick auf keinen Fall wieder zurück: "Da hätte ich ständig Angst um meine Kinder, würde es wahrscheinlich überall knistern hören." Weil Jana und Marvin in Ehrang und Schweich zur Schule gehen, sucht die Familie eine Wohnung in diesem Bereich. Wer Familie Gromzick helfen möchte, kann unter der Telefonnummer 0160/99303605 Kontakt mit Michaela Gromzick aufnehmen.

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