Am Beckenrand nur "oben mit"

KONZ. "Pack die Badehose ein", heißt es in einem alten Schlager aus den 50er-Jahren. Badehose? Modern sind derzeit eher knielange, knallbunte Badeshorts. Und der in dem früheren Sommerhit besungene Wannsee ist ohnehin zu weit weg. Also: nix wie raus ins Freibad. Beispielsweise nach Konz.

Wohl jeder kennt das: Hat der Sommer laut Kalender angefangen, und lässt die Sonne noch auf sich warten, erwacht die Sehnsucht nach wärmeren Gefilden. Kaum durchbricht das Himmelsgestirn jedoch die Wolkendecke, um das Thermometer in Richtung 30-Grad-Marke steigen zu lassen, brechen "die Massen" auf, um sich im nächstgelegenen Freibad Abkühlung zu verschaffen. Die Massen, das seien derzeit im Schnitt zwischen 800 und 1000 Wasserratten, die sich an Sonnentagen zwischen sechs und 20 Uhr im Konzer Freibad tummeln, berichtet Bademeister Slava Grischov. Der Altersschnitt liegt seiner Schätzung nach bei etwa 30 Jahren. "Das hängt vermutlich damit zusammen, dass zurzeit Schulferien sind." Vom Baby bis zum Senioren sei jede Altersgruppe vertreten. Die Kleinsten der Kleinen haben allerdings momentan schlechte Karten, was den Spaß im kühlen Nass betrifft. Seit dem vergangenen Jahr ist nämlich das Planschbecken außer Betrieb. "Aus hygienischen Gründen", erklärt Grischov. Seit einiger Zeit müsse jeder Pool mit einer eigenen Wasseraufbereitungsanlage ausgerüstet sein. Die sei beim Babybecken nicht vorhanden. Die "Planschbecken" für die Großen im Konzer Freibad sind jedoch benutzbar: ein Nichtschwimmerbecken mit einer Rutsche, das 50 Meter lange Schwimmbecken im oberen Bereich des Geländes und gleich nebenan das Bassin mit dem Fünf-Meter-Turm. Jene, die sich nicht ganz so hoch hinaus wagen, springen vom Dreier oder vom Einer. "Der Turm ist unsere Hauptattraktion", betont Bademeister Grischov. "Außerdem haben wir im Vergleich zu anderen Freibädern im Kreis die größte Liegefläche", sagt er nicht ohne Stolz. Auch auf der Liegewiese findet das Freibad-Leben statt. Hier haut man sich auf die Decke, um sich von wilden Wasserspielen - mitunter auch vom Alltag - zu erholen. Manch einer genießt es auch, stundenlang in der Sonne zu brutzeln. Ein dunkler Teint macht schließlich mehr her als vornehme Blässe. Manche Badenixe strebt dabei nahtlose Bräune an. Da kommt es schon mal vor, dass zumindest das Bikini-Oberteil vorübergehend im Rucksack verschwindet. "Allerdings macht das kaum jemand", weiß Grischov zu berichten. "Und wenn, dann liegen die betreffenden Mädels meist weit abseits der Becken." Am Beckenrand hingegen, so der 37-Jährige, sei "oben ohne" nicht gestattet. "Ansonsten behandeln wir das mit Nachsicht, sofern sich niemand belästigt fühlt." Susanne Becker, Hannah Schwaller und Franziska Bast liegen weitgehend verhüllt auf ihren Badetüchern. "Bei schönem Wetter sind wir fast jeden Tag hier", berichtet die 17-jährige Susanne. Von ihrem Wohnort Oberemmel hätten sie es schließlich nicht weit bis ins Freibad. "Außerdem ist der Eintrittspreis mit 1,30 Euro für Schüler echt günstig." Häufig treffe man auch Bekannte. Daher sei es nicht schlimm, dass das Freibad außer einer Menge Wasser nicht wesentlich mehr zu bieten habe. Damit teilt die Gymnasiastin die Meinung von Tobias Weber, der regelmäßig die Konzer Badeanstalt besucht. "Ein Erlebnisbad gibt es hier zwar nicht. Aber weshalb sollte ich kilometerweit fahren, wenn ich hier das bekomme, was mir zur Abkühlung reicht - nämlich Wasser?" Was aber, wenn jemand aus eigener Kraft das kühle Nass nicht mehr verlassen kann? Dann schreiten Slava Grischov oder seine beiden Kollegen ein. Streift der Bademeister jedoch das T-Shirt vom Leib, um mit einem Sprung ins Wasser eine in Not geratene Wasserratte zu retten, ist Hilfe gewiss. Schließlich ist er "im Wasser aufgewachsen". Von 1983 bis 1987 war der gebürtige Russe Mitglied der Nationalmannschaft im Kunst- und Turmspringen seines Heimatlandes. Lesen Sie am Montag in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" ein Porträt des neuen Ortsbürgermeister von Wasserliesch.

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