Aufatmen bei Lyoner und Stubbi

Bei saarländischer Lyoner, Bier und anderen Getränken feierte die Belegschaft der Saarburger Firma Tectro den Fortbestand des Traditionsunternehmens mit neuem Investor.

Saarburg-Beurig. Während die graue November-Landschaft draußen derzeit wohl kaum jemanden in euphorische Feier-Stimmung versetzt, war der Belegschaft des Saarburger Kunststoffherstellers Tectro in dieser Woche sehr wohl zum Feiern zumute. Kein Wunder: Nach Jahren des Zitterns und Bangens um die Entwicklung des Unternehmens und damit um ihre Arbeitsplätze und schließlich der Insolvenz zum 31. Dezember 2006 durften die verbliebenen 150 Mitarbeiter vor kurzem aufatmen. Seit 1. November ist die niederländische Hombergh-Holding mit Geschäftsführer Rüdiger Mehlem unter geänderter Firmen-Bezeichnung "Tectro GmbH" am Ruder (TV vom 8. November). Offiziell erfuhren die Mitarbeiter dies bei einer Betriebsversammlung mit anschließender kleiner Feier in einer der Werkshallen am Mittwochnachmittag. Für Betriebsrats-Vorsitzenden Horst Molitor war dies vor allem auch die Gelegenheit, den saarländischen Insolvenzverwalter Franz J. Abel zu verabschieden (der Lyoner und Getränke spendierte) und damit ein eindeutiges Signal an die Belegschaft zu senden: "Es ist schön, wenn er kommt, aber auch schön, wenn er geht." Seine Stimmungslage beschrieb Molitor wie folgt: "Im Moment ist es noch nicht so, dass ich ,Hurra' schreien könnte. Das zurückliegende Jahr hat mich sehr geprägt, und das muss alles erst mal sacken. Wenn der neue Geschäftsführer seinen Worten Taten folgen lässt, bin ich zufrieden."Kundenkontakt wieder aufbauen

Auch Betriebsrats-Mitglied Karin Thorbow, seit 21 Jahren kaufmännische Angestellte bei Tectro, braucht noch Zeit zum Verarbeiten: "Wir haben so viel durchgemacht, dass ich noch nicht so richtig wahrgenommen habe, wo wir jetzt stehen." Ein Gedanke habe sie jedoch über die gesamte Zeit motiviert: "Ich wollte einfach, dass es weitergeht." Gelitten habe ganz sicher eine Sache: "Der Kundenkontakt ist auf der Strecke geblieben. Daran müssen wir verstärkt arbeiten." Hermann-Josef Fisch, mit 44 Beschäftigungsjahren bei Tectro der betriebsälteste Mitarbeiter, bewertet die kleine Feier positiv: "Das Fest ist gut, schon allein weil die Anspannung der Mitarbeiter raus muss." Obwohl auch aus seiner Sicht der "große Knall" im Unternehmen unausweichlich kommen musste, habe ihn stets ein Ziel hochgehalten: "Ich wollte die 50 Jahre bei Tectro voll machen." Auch er betont: "Wir müssen am Kundenkontakt arbeiten, das Vertrauen wieder aufbauen."Automatenbetreuerin Maria Kapuschinski, seit 21 Jahren bei Tectro beschäftigt, genießt die Feier: "Heute bin ich erleichtert. Ich gehe sehr gerne arbeiten und bin stolz, das als Polin hier auch in Zukunft tun zu können."

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