Bienen-Dompteur und Weiden-Bändiger

KONZ-OBEREMMEL. Das Fortführen einer alten Handwerkstradition und eine lebenslange Liebe zu den Bienen zeichnen Otto Willems aus Konz-Oberemmel aus. Der gelernte Maurer ist im Ruhestand, doch als Korbflechter und Imker immer noch sehr aktiv.

Die Liebe zu den Bienen, die zurzeit im heimischen Garten im Bienenhaus überwintern, ist bei Otto Willems schon sehr lange vorhanden. "Ich beschäftige mich damit schon seit meiner Kindheit, bin Imker, seit ich acht Jahre alt bin", erzählt der 70-Jährige. Sein Großvater sei auch schon Imker gewesen - wie so viele im Ort. "Früher gab es hier viel mehr Imker. Der Lehrer, der Pastor - alle hatten Bienen. Heute sind es nur noch zwei", bedauert er. Zudem sei er mit 70 Jahren auch der jüngste Imker in der näheren Umgebung. Alle Kräuter der Natur sind im Honig vertreten

Wenn Otto Willems von seinen Bienen erzählt, dann merkt man, wie sehr sie zu seinem Leben gehören: "Die Heilkraft des Imkerhonigs ist auch nicht zu unterschätzen", sagt er, "alle Kräuter der Natur sind im Honig enthalten. Die Bienen fliegen immer die selben Blüten an, eine Biene, die sich eingeflogen hat auf die Kirsche, die bleibt dabei." Ab Ende Mai könne der Honig gewonnen werden: "Wenn die Waben ganz voll sind, dann werden sie entdeckelt und dann kommen sie in die Schleuder." Etwa drei bis vier Zentner Honig habe er pro Jahr, produziert von etwa 30 000 Bienen. Dass seine Bienen fleißig sind, darauf legt Otto Willems großen Wert - und um fleißige Bienen zu haben, müsse man auch schon einmal die Königin austauschen. "Innerhalb von sechs Wochen ist das Volk dann ausgetauscht, normalerweise kommt alle drei Jahre eine neue Königin zum Einsatz", erklärt der Oberemmeler, "damit das Volk stark bleibt. Denn ein starkes Volk ist widerstandsfähiger." Er wisse, wie alt alle "seine" Königinnen sind, sagt er. "Und man ist auch stolz darauf, mal eine schöne Königin zu haben." Angst vor den Tieren hat Otto Willems nicht, im Gegensatz zu seiner Frau, die zugibt, doch lieber nur ab und zu auch den Honig zu schleudern - in der bienenfreien Zone, der Scheune. "Ich habe keine Probleme mit den Tieren, Stiche bleiben aber natürlich nicht aus", gibt er zu. "Es ist wichtig, dass der Imker sich an die Bienen gewöhnt. Denn die Bienen gewöhnen sich nicht an den Imker. Die leben ja nur sechs Wochen und fliegen den ganzen Tag in der Natur herum. Da haben die keine Zeit, sich um den Imker zu kümmern", erzählt er augenzwinkernd. "Man ist wie ein Dompteur, muss sich auf die Tiere einlassen." Wenn im Winter die Bienen Ruhepause haben, dann wird es Otto Willems nicht langweilig, denn dafür hat er schon gesorgt, als er Anfang 30 war. "Da habe ich von meinem Onkel das Korbflechten gelernt und gedacht, da hast du was für deine alten Tage, damit dir nicht langweilig wird." Er sei dann, als er in Rente gegangen war, nach etwas Übung wieder "schnell drin gewesen" in diesem Handwerk. Aus verschiedenen Sorten Weiden stellt er Körbe her, die er verkauft. Ansonsten ist er noch im Schützenverein, auch wenn er es mittlerweile dort langsamer angehen lässt. "Aber ich schieße manchmal mit ein paar Kollegen um ein Bierchen." So tief verwurzelt Otto Willems in Oberemmel ist - er ist dort geboren und hat nie woanders gelebt - raus zieht es ihn hin und wieder. "Ein- bis zweimal im Jahr" machen er und seine Frau Urlaub. Kreta, Mallorca, Paris... - sie haben schon einiges gesehen von Europa. "Und als nächstes geht's nach Südtirol, da werden wir auch Imker besuchen", erzählen beide. "Es ist schön, auch mal was von der Welt zu sehen, neue Länder kennen zu lernen", betont Otto Willems, "doch länger als zwei Wochen will ich nicht von zu Hause weg sein. Dann fange ich auch an, die Bienchen zu vermissen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort