Brücke oder "Hölle"?

WILTINGEN. Eine Brücke für den geplanten Radweg von Kanzem nach Wiltingen verursache einen geringeren Eingriff in die Natur als die so genannte "Höllen"-Variante entlang des Bahndammes.

"Insgesamt überwiegen die Vorteile der Brücken-Variante" schreibt Bernhard Ulrich vom Büro "Landschaftsarchitektur Fischer" aus Trier in seinem Gutachten, in dem die beiden Möglichkeiten verglichen werden. Nach jahrelangem Hin und Her (der TV berichtete) liegt nun erstmals eine Bewertung für die beiden Varianten des geplanten Radweges von Kanzem nach Wiltingen unter dem Aspekt der Umweltverträglichkeit vor. Beide Varianten seien grundsätzlich realisierbar, allerdings müssten "die zu erwartenden erheblichen Störwirkungen" auf ein vertretbares Maß gesenkt werden. Bei der Höllen-Variante sei ein Sichtschutz zwischen Radweg und Saar notwendig, bei der Brücke eine freitragende Konstruktion mit Sichtverkleidung. Für die Brückenvariante spreche, dass die Neubaustrecke wesentlich kürzer sei (ergo geringere Störungen des Naturhaushaltes) als bei der Höllen-Variante und die Sichtabschirmung sei leichter zu realisieren. Bei der Höllen-Variante seien die Unterhaltungsarbeiten (Beseitigung von Schlammablagerungen nach Hochwässern) wesentlich höher, was zu mehr Störungen der Natur führe. Gegen die Höllen-Variante spreche auch, dass der Radweg bei Hochwasser nicht nutzbar und für Radler unbequem zu fahren sei (Anstiege, enge Bahnunterführung). Der Gemeinderat Wiltingen wollte sich in seiner jüngsten Sitzung nicht festlegen. Der Kreis möge die Trägerschaft für das Projekt übernehmen und entscheiden, ob eine Brücke oder die Höllen-Variante zum Zuge kommt, teilte Ortsbürgermeister Lothar Rommelfanger mit. Allerdings sei der Kreis einstimmig aufgefordert worden, von einem Radweg entlang der Kreisstraße 147 Abstand zu nehmen. "Die Gemeinde kann aus finanziellen Gründen die Trägerschaft für den neuen Radweg nicht übernehmen", sagte Rommelfanger, der Kreis müsse über seinen Schatten springen. Die Verbandsgemeinde sei aufgefordert, die Realisierung zu koordinieren und die konkreten Kosten zu ermitteln. Vor dem Hintergrund des Gutachtens werde die Verbandsgemeinde den Kreis um ein Gespräch bitten, sagte der Konzer Beigeordnete Bernhard Henter. Ob sich die Verbandsgemeinde an den Baukosten beteiligt, müsse der Rat entscheiden. Während eines Ortstermins am Wiltinger Saarbogen machte ein Vertreter der Genehmigungsbehörde - die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord - deutlich, dass eine Befreiung gemäß der Verordnung für Naturschutzgebiete umso eher möglich erscheine, je konfliktärmer der Radweg ist. Deshalb sei der Gemeinde die Brücken-Variante empfohlen. Unabdingbare Voraussetzung für die Realisierung der Brücken-Variante sei allerdings, dass der Kreis den geplanten Bau des Radweges entlang der K 147 nicht weiter verfolge. Seit Jahr und Tag wird über den Lückenschluss des Saar-Radweges zwischen Kanzem und Wiltingen diskutiert. Ursprünglich wollte der Kreis einen Radweg entlang der K 147 bauen. Dann brachte Wiltingen eine Radbrücke und die so genannte Höllen-Variante entlang des Saarbogens als Alternativen ins Spiel, um Wiltingen besser ans Radwegenetz anzubinden. Doch der Kreis blieb vor dem Hintergrund geringerer Kosten bei der K 147-Variante. Zum Schluss allerdings flatterte der Kreisverwaltung eine kräftige Kostenerhöhung ins Haus, was sowohl die Radbrücke als auch den Radweg durch die "Hölle" mit guten Argumenten erneut auf die Tagesordnung brachte.Morgen berichten wir in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" über die Proteste in Wasserliesch gegen den Bau einer Mobilfunkanlage.

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