"Da muss man einfach durch"

SCHWEICH. Was tut der Sommer-Urlauber, wenn es zu Hause regnet? Er sucht nach guten Filmen fürs Heimkino, tankt Licht im Sonnenstudio oder will in letzter Minute noch verreisen. Deshalb gehören Videotheken, Sonnenstudios und Reisebüros zu den Gewinnern des Sommers 2004 - bis jetzt. Doch die aktuelle Hitzewelle kann die Lage noch wenden.

Urlaub zu Hause kann auch sehr schön sein - kein Stress am Flughafen, kein Ärger durch verdreckte Zimmer in zu lauten Hotels, kein Gedränge am Strand - so dachten viele in diesem Sommer. Schönes Wetter gibt's schließlich auch hier. Aber nicht 2004: Tiefdruckgebiete sorgten für leere Liegewiesen in den Freibädern und verwaiste Tische in den Biergärten. Dafür freuten sich die Reisebüros. "Jeder wollte plötzlich noch eine Woche oder zwei wegfahren", bestätigt Helga Jägen, Chefin des City-Reisebüros Schweich. "Viele Angebote waren sehr schnell weg. Gerade die Leute, die ursprünglich zu Hause bleiben wollten, erkundigten sich nach Last-Minute-Reisen" - die aufgrund der hohen Nachfrage deutlich im Preis stiegen. Logisches Fazit des Schweicher Reisebüros: "Wir sind mit dem Sommergeschäft bisher sehr zufrieden."Im August fiel die Kurve wieder

Zufrieden ist auch Livia van Offern von Video Vision in Schweich. "Wir stellen einen deutlichen Unterschied im Vergleich zum letzten Jahr fest", sagt sie auf TV -Anfrage. "Von Mai bis Juli waren die Umsätze höher als im gleichen Zeitraum 2003." Der bis jetzt heiße August ließ die Kurve wieder fallen, "aber da muss man einfach durch. Ab September wird die Nachfrage aller Wahrscheinlichkeit nach wieder größer." Wer im Regen steht, wird nicht braun - und geht deshalb ins Sonnenstudio. "Obwohl das Wetter das Kundenverhalten sehr stark beeinflusst, hoffe ich nicht, dass es jetzt wieder schlechter wird", sagt Sabrina Maehs vom Sonnenstudio Miami Beach. "Wir hatten in der Regenzeit eindeutig höhere Umsätze als im Vorjahr. Momentan ist es natürlich wieder sehr viel ruhiger geworden." Wo es Gewinner gibt, findet man auch Verlierer - Unternehmen, deren Betrieb unter der sommerlichen Regenzeit gelitten hat. Die Tiefdruckgebiete vertrieben die Gäste aus Schwimmbädern und Biergärten, und auch Eiscafés spürten die Auswirkungen. Plinio Soccol bleibt dennoch Optimist. "Es hat doch gar nicht so viel geregnet", sagt der Chef des Eiscafés Cortina in Schweich. Dennoch: "Natürlich gibt es im Umsatz große Unterschiede zum Sommer 2003, der aber auch ungewöhnlich heiß war und deshalb kein echter Richtwert ist." Plinio Soccol ist "insgesamt dennoch zufrieden" - vor allem, weil der heiße August bei vielen den Wunsch nach einer eiskalten Abkühlung weckt. Für Abkühlungen sind auch die Freibäder zuständig, und diese müssen im gesamten Landkreis Trier-Saarburg zum Teil enorme Rückgänge hinnehmen. "Die Besucherzahlen sind im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent zurückgegangen", meldet Horst Quary, leitender Schwimmmeister im Freibad Schweich. "Bisher sind die Zahlen mit 2002 vergleichbar."Hoffnung auf vier weitere heiße Wochen

Doch Petrus scheint es sich noch einmal überlegt zu haben, die seit einigen Tagen herrschende Hitzewelle sorgt wieder für Betrieb im Freibad. Deshalb ist ein akzeptabler Jahresabschluss immer noch möglich: "15 heiße Tage im August wären aus meiner Sicht zufriedenstellend", sagt Quary. Auch für das Freibad Kordel gibt es noch Hoffnung. "Die Besucherzahlen halten einen Vergleich mit 2003 natürlich nicht aus", sagt Heinrich Thörnig von der Verbandsgemeinde-Verwaltung Trier-Land. "Aber wenn das heiße Wetter noch drei oder vier Wochen hält, kann man von einem normalen Sommer sprechen. Noch ist 2004 kein außergewöhnlich schlechter Sommer."

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